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Von Mirco Stodolick Ins europäische Haus sind am 1. Mai zehn neue Bewohner eingezogen. Die (Wohn-)Ge-meinschaft der alten und neuen EU-Mitgliedsstaaten muss sich erst noch finden, die Menschen müssen aufeinander zugehen. Hierzu will der Freundschaftsverein Tczew-Witten seinen (kleinen) Beitrag leisten. |
Freundschaftsverein Tczew-Witten -"und es ist kein Jugendclub, leider. Städtepartnerschaften sind meistens eine Veranstaltung der älteren Semester", bedauert Liedtke. Beklagenswerter sei aber, wie gesagt: Viele Deutsche wissen fast nichts über Polen - und sie scheuen sich davor, es kennen zu lernen. Europa in WittenFreundschaftsverein Tczew - Witten Der Diplom-Bibliothekar engagiert sich seit Beginn an im Freundschaftsverein Tczew-Witten dafür, dass es nicht beim Stolpern bleibt. Der Freundschaftsverein will Deutsche mit Polen ins Gespräch bringen - ohne dabei die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu verschweigen. Eine Annäherung zu Polen, so Liedtke, erscheine gerade vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung zwingend geboten: "Es wird deutlich, dass dort ein Feld mit vielen offenen Fragen ist. Wir sind nun alle Bürger einer EU. Und so stehen wir vor der Aufgabe, das Leben in dieser Union gemeinsam zu gestalten." |
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Chöre seien zu Gast in Witten gewesen, das Orchester des Ruhr-Gymnasiums sei in Tczew aufgetreten. Heute, da die Stadtkasse leer ist, gebe es für derlei grenzübergreifende kulturelle Projekte kaum mehr öffentliches Geld; und das Interesse privater Sponsoren, so hat Liedtke leidlich feststellen müssen, beschränkt sich auf einige wenige Förderer der europäischen Idee. Polen und dessen historisch belastetes, sensibles Verhältnis zu Deutschland versucht der Freundschaftsverein in Kooperation mit der Volkshochschule seit drei Jahren in einer Vortragsreihe zum Thema zu machen. Die Resonanz blieb bescheiden. "Polen ist auffällig außerhalb der Wahrnehmung" - häufig bemüht Liedtke derlei Sätze für das Desinteresse der Deutschen an ihrem neuen Nachbarn. Immerhin: Im kleineren Rahmen funktioniert das Miteinander. So waren noch im November acht polnische Fachkräfte der Behinderten und Altenpflege zu Gast in Witten, um im Frauenheim Wengern, in der Kinder-tagesstätte auf dem Helenenberg und in der Fachschule für Sozialpädagogik des Diakoniewerks Ruhr Anregungen für ihre Arbeit in Tczew zu bekommen. Andersherum lohne es auch, so Liedtke, sich in Polen Ideen zu holen: "Dort lernen schon Kindergartenkinder Deutsch und Englisch." "Ein Europa der Bürger", so der Vor-sitzende des Freundschaftsvereins, "braucht das offene Gespräch." Dieses lasse sich im Rahmen der Städte-partnerschaften fruchtbar führen, wie Bundespräsident Johannes Rau jüngst noch unterstrichen habe, als er die Städtepartnerschaften als Stabilisatoren der deutsch-polnischen Beziehungen bezeichnete. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Witten. 7. 5. 2004 |
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