Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.


Weltjugendtreffen 2005
Kirchengemeinde St. Vinzenz von Paul in Witten


Tag des Sozialen Engagements

Der Tag des Sozialen Engagements fand in der Gemeinde am Samstag, den 13. August 2005, statt. Motivation war der Auftrag Papst Johannes Pauls II. an die Jugend:
"Seid Baumeister und Baumeisterinnen einer Zivilisation der Liebe und der Gerechtigkeit!"
Der Tag des Sozialen Engagements soll das "soziale Gesicht" der Botschaft Jesu für Gäste und Gastgeber des Weltjugendtreffens erfahrbar und erlebbar werden lassen.
Denn unsere Kirche, unsere Gesellschaft, unsere Welt ist dauernd

"under construction"  =  im Aufbau befindlich.


Das von der St.-Vinzenz-Gemeinde geplante Projekt soll gleichzeitig ein Zeichen der Versöhnung, der Mahnung und gegen das Vergessen setzen. Die gemeinsame Arbeit daran soll Grundstein für dauerhaften Frieden zwischen den Völkern sein.




KZ-Außenlager bringt Erinnerung zurück

23 Weltjugendtagsgäste vor allem aus Polen und ähnlich viele Deutsche pflanzten eine Hecke zu Ehren der damaligen Zwangsarbeiter im ehemaligen KZ-Außenlager.


Der Saxofonist beginnt das Thema aus "Schindler´s Liste". In dem Moment fährt der Wind rauschend in die alten Pappeln. Es ist ein Gänsehaut-Gefühl bei der Gedenken-Aktion in Annen.

350 Liguster-Hecken-Pflanzen liegen nicht lange herum. Ein Büschel nach dem anderen findet durch die Weltjugendtagsgäste aus Warschau, Posen, Danzig und eine Besucherin aus Santiago de Chile? mit noch einmal so vielen Altersgenossen aus der Annener St. Vinzenz von Paul-Gemeinde einen neuen Platz zum Wachsen. Wenn zur Pflanzzeit im Herbst 350 weitere Blumen hinzukommen, erinnern 700 Pflanzen an jeden der 700 Zwangsarbeiter, die 1944 ins KZ-Außenlager kamen. Nachdem 40 Jahre lang, bis zur Wiederentdeckung in 1984, nicht nur Gras über das Gelände gewachsen war, sind heute dort nur noch die Fundamente der Wachbaracken zu sehen. Wo die Zwangsarbeiter hausen mussten, stehen heute Reihenhäuser.

Doch Raum zur Erinnerung besteht noch reichlich. "Meine Großeltern waren als Zwangsarbeiter in Oberhausen", sagt Lukasz Przybysz. Das Tagebuch seines Opas hat er gelesen. Er kennt dessen Leiden. "Wir müssen die Freundschaften zwischen unseren Ländern weiter ausbauen", ist die Lehre, die Lukasz daraus zieht. Dann lächelt der 22-Jährige und sagt: "Ich bin froh, dass ich hier bin. Mein Opa wäre sicher stolz auf das, was ich hier mache."

Das Einpflanzen klappt gut, schnell steht die Heckenreihe. "Wir kommen gut miteinander aus", sagt die Wittenerin Jessica Suslik über die Teamarbeit.

Mit der Geschichte kennt sich hier jeder aus. "Was hier geschah ist wirklich deprimierend", sagt die 18-jährige Marta Stawska auf dem Fundament der Baracken und sagt doch: "Heute sind die Zeiten ganz andere. Was wir tun können, ist uns an die Zwangsarbeiter zu erinnern und für sie zu beten." "Wir ehren damit die verstorbenen und noch lebenden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen", ist sich der Danziger Michael Komorowscski (22) sicher. Seinen Urgroßvater schließt er ein. Der hat als Zwangsarbeiter den Krieg nicht überlebt.

Fast jeder der jungen Gäste hat einen Fall in der Familie, auch Ola Szymanska, Anna Mackowska und Agnieszka Penc. Die Großmutter der einen war Zwangsarbeiterin in Deutschland, der Großvater der anderen starb im KZ Buchenwald. "Bei der Arbeit hier spüren wir eine Gemeinschaft zu denen, die hier untergebracht waren und arbeiten mussten", sagen sie. Sie fühlen, dass das Pflanzen eine gute Tat ist, bevor die anstehende Papstmesse wieder Vorfreude auf ihre Gesichter zaubert.
Jens Nieweg

Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Witten. 15. 8. 2005  







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