Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Flucht - Vertreibung - Integration

Besuch der Ausstellung im "Haus der Geschichte" in Bonn

Sonntag, 5. 2. 2006: Der Freundschaftsverein Tczew- Witten lädt zu einer gemeinsamen Fahrt nach Bonn zu der Ausstellung "Flucht, Vertreibung, Integration" im Haus der Geschichte ein.
Die Ausstellung behandelt das im deutsch-polnischen Verhältnis immer noch aktuelle Thema 'Flucht und Vertreibung', mit dem sich der Verein verstärkt auseinanderzusetzen will.








Begleitbuch zur Ausstellung:

Flucht, Vertreibung, Integration /
Hrsg. von derStiftung Haus der Geschichte
der BundesrepublikDeutschland;
Redaktion: Rösgen, Petra . - 1. Auflage . -
Bielefeld : Kerber Verl. . - 2005 . -
208 S. : 77 s-w u. 132 farb. Abb.
ISBN 3-938025-51-4
(Zeit-Fragen)

Mathias Beer:

Europa ein Verschiebebahnhof - Deutschland eine wichtige Station

Europa war im Zweiten Weltkrieg unterwegs. Die Bewegungen von einem Ort zum anderen über hunderte und tausende Kilometer, über alte und neue Grenzen hinweg hörten mit dem 8. Mai 1945 nicht auf - im Gegenteil. Aus einem Verschiebebahnhof unter den Bedingungen des Krieges wandelte sich Europa nach Kriegsende in einen Verschiebebahnhof unter den Voraussetzungen der Hinterlassenschaften des Krieges: Zerstörungen, Grenzverschiebungen, Entwurzelung, Tod. Deutschland war der zentrale Knotenpunkt dieses Verschiebebahnhofs.

Mit dem Schweigen der Waffen in Europa endete für viele Menschen die Ausnahmesituation, die ihren Ortswechsel während des Krieges erzwungen hatte. Sie wollten und konnten in der Regel nach Hause zurückkehren. Die Überlebenden der Konzentrations- und Vernichtungslager, die während des Krieges aus fast allen europäischen Ländern in Deutschland beschäftigten Zwangsarbeiter (displaced persons, DPs), die vor den Bombenangriffen in Sicherheit gebrachten Evakuierten, die zum Wiederaufbau in die Sowjetunion deportierten deutschen Zivilisten, die Kriegsgefangenen und die Emigranten - ihnen bot das Kriegsende die Chance heimzukehren, wenn auch nicht allen und auch nicht sofort. Im Unterschied dazu markierte das Kriegsende für sehr viele andere Menschen erst den Beginn der Heimatlosigkeit, darunter mehr als zwölf Millionen umgesiedelte, geflüchtete und vertriebene Deutsche. Sie waren das Ergebnis eines erneuten Versuchs, Europa nach dem Nationalitätsprinzip zu orden, um so eine friedliche und stabile Nachkriegsordnung herzustellen. Weil der nach dem Ersten Weltkrieg eingeschlagene Weg, die Grenzen an die Nationalitäten anzupassen, gescheitert war, wurden nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges die Nationalitäten an die neuen Grenzen angepasst. Eine der nachhaltigsten Folgen: Flucht und Vertreibung der Deutschen, eine Zwangsmigration, für die es "in der ganzen Geschichte der Völkerwanderungen" (Julius Issac) kein Bevölkerungsbewegung ähnlicher Größe und unter vergleichbaren, widrigen Voraussetzungen gegeben habe.
[...]

Beer, Mathias: Flüchtlinge und Vertriebene in den Westzonen der Bundesrepublik Deutschland. In: Flucht, Vertreibung, Integration (siehe oben) Seite 109




Der Text aus dem Begleitband zur Ausstellung kann vielleicht deutlich machen, in welchem Situation sich die Ausstellungsmacher möglicherweise selbst gesehen haben: Da ist der Versuch spürbar, endlich doch einmal etwas Notwendiges und Richtiges zu diesem Thema zu sagen und zugleich scheint das Bemühen durch, nur nichts Falsches zu sagen, d. h. hier, etwas zu sagen, an dem irgendeine Interessengruppe Anstoß nehmen könnte.
Und so zeichnet sich die Herangehensweise auf weiten Strecken nicht durch analytische Schärfe und Herausarbeitung der Beweggründe der historischen handelnden Personen aus, sondern durch eine Ansammlung, wenn nicht gar Anhäufung von Fakten, die dem Betrachter zur gefälligen eigenen Kombintion angeboten werden.








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