Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Städtepartnerschaft lädt der Freundschaftsverein zu diesem Vortrag über den Begriff "Trauma" ein.
In der allgemeinen Medizin bedeutet der Begriff "Wunde" und passend hierzu gab er z. B. einer Marke Verbandszeug den Namen.
Die uns interessierende Bedeutung ist die in der Psychologie gebräuchliche, die sich mit den Worten "schwere seelische Erschütterung" umschreiben ließe.
In unseren Veranstaltungen der letzten Jahre, in denen es um das Verhältnis von Deutschen und Polen zueinander ging, und bei denen das persönliche Erleben von Gewalt und Tod im Krieg Thema der Gespräche war, begegnete uns immer wieder eine Form des Leidens der Menschen, welches für gewöhnlich als "Trauma" bezeichnet wird. Dieses Wort "Trauma" findet, obwohl es sich um einen Fachbegriff handelt, in der Alltagssprache zunehmend Verwendung. Oft geht es dann dabei auch um Dinge, die wohl ursprünglich nicht damit gemeint waren. Wenn z. B. ein Sportreporter von Trauma spricht, weil ein Stürmer dreimal das Tor nicht trifft, scheint es eine große Beliebigkeit bei der Verwendung des Begriffs zu geben.
Der Wittener Psychologe Dr. med. Klaus Krippner wird aus seiner Praxis als Traumatherapeut und als Autor eines Lehrbuches zum Thema sprechen und eine für Laien anschauliche Erläuterung und Erklärung des Begriffs "Trauma" und seiner Anwendung geben.
Was geschieht mit Menschen, die schwere Bedrohungen durchleiden und dieses Erlebte ihr Leben lang nicht hinter sich lassen können? Was hat es damit auf sich, dass auch die Kinder und Enkel der Opfer schwerer Verbrechen in ihrem Seelenleben noch das vergangene Leiden der Vorfahren spiegeln?
Wenn mit der Städtepartnerschaft zwischen Witten und Tczew ein dauerhaftes friedliches Miteinander der Menschen beider Völker erreicht werden soll und wir von Völkerverständigung sprechen, müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass es wenige polnische Familien gibt, in denen nicht Spuren deutscher Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges zu finden sind. Wie können wir da die angestrebten Ziele erreichen, wo es doch so schwer fällt, über das Vergangene, das anscheinend nicht so einfach vergeht, überhaupt zu sprechen? Wäre es nicht besser, über die Vergangenheit zu schweigen? Zu vergessen und fröhlich zu sein?
Die Philosophin Hannah Arendt notierte im Jahr 1950, in den später als "Denktagebuch" veröffentlichten Texten, ihre Gedanken über den Begriff der Versöhnung und machte deutlich, dass Opfer und Täter durch das geschehene Unrecht, das nicht ungeschehen gemacht werden kann, miteinander verbunden sind.
Der Gedanke dieser bleibenden Verbindung ist zunächst verwunderlich, da man doch aus der Alltagserfahrung heraus denken könnte, dass die Menschen sagen: "Mit denen will ich nichts mehr zu tun haben!" So wird das Schweigen der Opfer über ihre erlittenen und bleibenden Qualen verständlich. Und auch das Schweigen und Verleugnen der Taten durch die Täter ist nachvollziehbar.
Was macht dieses Schweigen mit den Opfern - und mit den Tätern?
Kann es für die Opfer wirklich keine Lösung, Erlösung von den Leiden geben?
Was folgt daraus, wenn nicht nur einzelne Menschen von diesen Fragen betroffen sind, sondern eine ganze Generation in dieser oder jener Weise an der Vergangenheit zu tragen hat?
Das Gespräch im Anschluss an den Vortrag von Dr. Krippner soll den Raum bieten, diese und weitere Fragen aus der Perspektive des Psychologen zu besprechen und vielleicht auch zu beantworten.