Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Zwei Gesprächsabende über polnische Literatur am

Dienstag, den 16. 10. 2007 um 19.00 Uhr

Dienstag, den 30. 10. 2007 um 19.00 Uhr

im Gemeindezentrum der evangelischen Johanniskirchengemeinde Witten


"Asche und Diamant" - ein Roman von Jerzy Andrzejewski

Wir möchten unsere im Jahre 2006 begonnenen Veranstaltungen zur polnischen Literatur mit Gesprächen über den Roman "Asche und Diamant" fortsetzen. Der Roman schildert die Situation in Polen in den Tagen der Befreiung 1945.
Man kann diesen Roman als einen Schlüsselroman zum Verständnis der Situation Polens nach dem Krieg lesen. Eine weiter gehene Beschäftigung mit den von Andrzejewski geschilderten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und Konflikte zeigen aber auch, dass der Roman uns auch helfen kann, das gegenwärtige Polen in seinen Widersprüchen besser zu verstehen. In diesem Sinne wollen wir uns dann auch insbesondere bei der zweiten Veranstaltung mit den historischen Ereignissen beschäftigen, die Thema und Hintergrund des Romans bilden und damit versuchen, zu einem tieferen Verständnis der polnischen Geschichte zu kommen.


Umschlagtitel der Ausgabe "Asche und Diamant" des Verlages Langen und Müller
Asche und Diamant

Und immer wieder entflammst du in dir
wie eine Pechfackel lohenden Zunder,
und brennend fragst du, ob größere
Freiheit dir wird, oder ob alles, was dein,
zuschande gehn soll? Ob Asche nur bleibt
und Staub, der mit dem Winde vergeht?
Oder ob auf der Asche Grund
strahlend ein Diamant erscheint,
der Morgen des ewigen Sieges . . .

"Hinter den Kulissen" von Cyprian Norwid
Geboren 1821 in Laskowo-Gluchy
Gestorben 1883 in Paris.


Dienstag, 16. Oktober 2007 um 19.00 Uhr

"Hinter uns die Mühen der Berge, vor uns die Mühen der Ebene." (Brecht)

Die Situation Polens bei Kriegsende 1945, wie sie der Roman darstellt.

Am ersten Abend werden wir durch eine Lektüre der ersten Seiten des Romans einen Einstieg in das Gespräch finden. Von daher ist die Teilnahme am Gespräch auch für diejenigen möglich, die den Roman bislang noch nicht oder nicht vollständig haben lesen können.

Podgórski: "Der Krieg geht wohl zu Ende, aber der Kampf fängt bei uns erst an." 
Richter Kossecki: "Offengestanden habe ich noch keine rechte Vorstellung, wie dieses NEUE POLEN ist."
Podgórski: "Wie soll man das auf den einfachsten Nenner bringen? Es ist schwierig. Ja, dieses Wort umreißt vielleicht am besten die Verstrickung der zahllosen Konflikte und Widersprüche, denen man auf Schritt und Tritt begegnet..." 

Die Einführung in den Text des Romans und die Leitung des Gesprächs liegt bei Reinhold Spratte.




Dienstag, 30. Oktober 2007 um 19.00 Uhr

Der Mensch als Täter, als Opfer, als Opfer und Täter - Das Menschenbild des Romans

Am zweiten Abend wollen wir uns anhand des Textes mit den Hintergründen des Romans beschäftigen und fragen, ob es gesellschaftliche Fragen gibt, die auch heute noch für die aktuelle politisch Diskussion in Polen von Bedeutung sind.

Podgórski: „Vor dem Krieg... hatten die Menschen Vertrauen zu sich selbst, zu ihrem Mut, zu ihrer Moral. Es schien, als könnte man gewisse Taten unmöglich begehen.... Man war nicht nur subjektiv, sondern auch objektiv im Recht, anzunehmen, dass man anständig und außerstande war, eine bestimmte Grenze zu überschreiten. Unterhalb dieser Grenze sanken nur Verbrecher. Und jetzt?“




Dienstag, 13. November 2007 um 19.00 Uhr

Der Film: "Asche und Diamant" von Andrzej Wajda. Polen 1958

Ein Film von Andrzej Wajda nach der literarischen Vorlage des Romanes "Asche und Diamant" von Jerzy Andrzejewski.

Mit Zbigniew Cybulski (Maciek Chelmicki), Ewa Krzyzewska (Krystyna), Waclaw Zastrzezynski (Szczuka), Adam Pawlikowski (Andrzej), Bogumil Kobiela (Drewnowski), Jan Ciecierski (Portier), Stanislaw Milski (Pieniazek), Artur Mlodnicki (Kotowicz)

Der Film kam Ende Oktober 1961 in der Bundesrepublik Deutschland in die Kinos. Wir zeigen den polnischen Film mit deutschem Untertitel.

Andrzej Wajda

Andrzej Wajda, geboren am 6. 3. 1926 in Suwalki. Er ist einer der bedeutendsten polnischen Film- und Theaterregisseure Polens. Während der deutschen Okkupation Polens im Zweiten Weltkrieg gehörte Wajda der polnischen Untergrundarmee an. 1946-1949 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Krakow. 1953 beendete er die Staatliche Filmhochschule in Lodz als Regisseur. 1954 dreht er den Film "Generation" / "Pokolenie", eine Erzählung über polnische Jugendliche in den Vororten Warschaus während der deutschen Besatzung. Der 1957 veröffentlichte Film "Der Kanal" basierte auf einem Text von Jerzy Stefan Stawinski, der selber am Warschauer Aufstand teilgenommen hatte. Der Film, der in den letzten Tage des Warschauer Aufstandes spielt, wurde von der polnischen Kritik schlecht aufgenommen. Das ausländische Publikum, das den Film auf dem Filmfestival in Cannes zu sehen bekam, war aber voll des Lobes und Wajda gewann den Spezialpreis der Jury. 1958 folgte der Film "Asche und Diamant" nach dem gleichnamigen Roman von Jerzy Andrzejewski.
Wajda, der in den 1980'er Jahren seine Heimat verlassen hatte, kehrte nach der Wende 1989 zurück, engagierte sich in der Politik und setzte sein künstlerisches Werk fort. Im Jahr 2007 kam sein Film "Katyn" in die Kinos.




Jerzy Andrzejewski

Jerzy Andrzejewski, geboren am 19. 8. 1909, gehörte zu der Schriftstellergeneration Polens, deren erstes Schaffen in die Vorkriegszeit fiel, die jedoch ihre entscheidenden Erfahrungen in den Kriegs- und Okkupationsjahren sammelte. Sein erstes Buch, ein Band mit Erzählungen »Unausweichliche Wege«, erschien 1936, sein erster Roman »Ordnung des Herzens« folgte 1938. Er erhielt dafür den Jugendpreis der Polnischen Akademie der Literatur.
Seine nächsten Werke fielen schon in die Kriegszeit, es sind Erzählungen, die die Okkupation zum Thema haben und 1946 unter dem Titel »Die Nacht« veröffentlicht wurden.
Andrzejewskis Roman 'Asche und Diamant erschien 1948 und erhielt die damals höchste literarische Auszeichnung, den Preis der Zeitschrift »Odrodzenie«. Danach veröffentlichte Andrzejewskz neben anderen publizistischen Arbeiten einen Band mit Erzählungen, der 1955 erschien und bedeutende Beiträge zur »Tauwetterliteratur« enthält, die den Unabhängigkeitswillen der polnischen Literatur in diesen Jahren spiegeln. 1957 folgte »Finsternis bedeckt die Erde«, ein nur vermeintlich historischer Roman, der es wagt, Parallelen zwischen der spanischen Inquisition und der Diktatur des Stalinismus zu ziehen. 1959 veröffentlichte Andrzejewski einen weiteren Band mit Erzählungen und
1960 die Parabel »Die Pforten des Paradieses«, die in der Form rhythmisch gegliederter experimenteller Prosa einen Kinderkreuzzug im 13. Jahrhundert zum Thema hat. Es folgten »Warschauer Karwoche«, »Der goldene Fuchs« und »Siehe, er kommt hüpfend über die Berge«, ein Schlüsselroman über Picasso.
«Asche und Diamant« wurde 1958 von Andrzej Wajda verfilmt.
Jerzy Andrzejewski starb am 20. 4. 1983.





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