Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Ein Literatur- und Gesprächsabend zur Städtepartnerschaft

Dienstag, den 29. 1. 2008 um 19.00 Uhr

im Gemeindezentrum der evangelischen Johanniskirchengemeinde Witten

"Unmenschlichkeit beschreiben"

Ein Literaturabend mit Texten von Tadeusz Borowski und Primo Levi

Aus Anlaß des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar wollen wir »hinsehen« und gemeinsam über Texte eines polnischen und eines italienischen Autoren sprechen, die die Aufgabe auf sich genommen haben, die Unmenschlichkeit des selbst erlebten KZ-Terrors zu beschreiben. Wir wollen der Opfer gedenken und von ihrem klaren Blick lernen, um der Unmenschlichkeit frühzeitig entgegenzutreten. 



Tadeusz Borowski

Tadeusz Borowski, geboren 1922 in Schitomir (Ukraine), studierte Polonistik an der Untergrund-Universität in Warschau. 1943 wurde er verhaftet und nach Auschwitz deportiert, danach in andere Lager, zuletzt nach Dachau. Nach der Befreiung der Konzentrationslager hielt er sich in München auf, wo 1945 ein Gedichtband erschien. 1946 arbeitete er als Redakteur in Warschau, 1949/50 als Korrespondent in Berlin. 1951 nahm sich Tadeusz Borowski in Warschau das Leben.

Schon 1965 schrieb der Literaturwissenschaftler Reinhard Baumgarth, der sich auch mit dem polnischen Autor Tadeusz Borowski beschäftigt hatte, in einem Aufsatz im "Merkur": Die besondere Möglichkeit der Literatur besteht dabei gerade darin, dass sie "Denkweisen und Praktiken, die zu Auschwitz geführt haben," festhalten kann, insbesondere dann, wenn sie sich "schleichend" fortsetzen!
Die Werke des Schriftstellers Tadeusz Borowski haben in Polen Eingang in den Schulunterricht gefunden und sind dort, anders als in Deutschland, bekannt. Arno Lustiger, selber Zeitzeuge und KZ-Überlebender, schrieb vor einem Jahr in der ›Welt‹: „Borowskis Berichte werden auch dann Beachtung finden, wenn andere Bücher der KZ-Sparte vergessen sein werden.“


Stimmen zum Buch von Tadeusz Borowski:

Der Autor Tadeusz Borowski:

»Ich wollte aufschreiben, was ich erlebt habe, aber wer auf der Welt wird einem Schreiber glauben, der eine unbekannte Sprache spricht? Das ist, als wollte ich Bäume und Steine überzeugen«, sagt Borowski nach seiner Befreiung und Rückkehr nach Warschau.


Marta Kijowska in der Neuen Zürcher Zeitung:

»Seinen internationalen Ruhm verdankt Tadeusz Borowski seinen Erzählungen, in denen er die Realität deutscher Konzentrationslager mit einer Härte, aber auch mit einer Meisterschaft beschreibt, die ohne Beispiel ist. Die neue Ausgabe im Schöffling-Verlag ist um einige Erzählungen erweitert, und vor allem entspricht ihre Gliederung genauer der Entstehungsgeschichte dieser Texte.«


Yaak Karsunke in der Frankfurter Rundschau:

»In Deutschland redet 55 Jahre nach Borowskis Tod ein hochrangiger Regierungsvertreter bei einer ›Gedächtnis Buchenwald‹-Veranstaltung vornehmlich von den Opfern, die die deutschen Ostvertriebenen nach dem Krieg bringen mußten - dem Schöffling Verlag ist zu danken, daß er an die tatsächlichen Opfer der Jahre 1939-45 erinnert, denen Tadeusz Borowski ein beklemmendes Denkmal gesetzt hat.«


Olga Martynova in DIE ZEIT:

»Wenn von der europäischen Zivilisation nur dieses Buch erhalten geblieben wäre, was würde dann ein Nachmensch über uns denken? Das Erschreckende an diesem Buch: Auschwitz erscheint als natürliche Fortsetzung unserer Lebensweise, als eine bis ins Absurde verstiegene Normalität.«


Primo Levi

Primo Levi wurde am 31. Juli 1919 in Turin geboren, studierte Chemie. 1944 wurde er als Jude und Mitglied der Resistenza verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Er überlebte und kehrte in einer endlosen Odyssee nach Italien zurück, wo er bis 1977 in der chemischen Industrie arbeitete. Danach war er freier Schriftsteller. er starb durch Selbstmord am 11. April 1987 in Turin.


Dieser Band beschreibt das Jahr, das Primo Levi in Auschwitz verbracht hat: vom Februar 1944 bis zum Januar 1945.
»Nicht um neue Anschuldigungen vorzubringen, habe ich dieses Buch geschrieben«, sagt Levi, »sondern als Dokument für das Studium einiger zentraler Aspekte des menschlichen Seelenlebens.« Die zentrale Frage freilich, die Titelfrage, wird von Levi auf zweifach Weise beantwortet: Mensch ist, wer tötet, wer Unrecht zufügt oder erleidet. Kein Mensch hingegen ist, wer darauf wartet, daß sein Nachbar endlich stirbt, damit er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann, kein Mensch ist jener, der noch im Todekampf beständig sein Jawohl murmelt. Und unauslöschlicher als die Tätowierungen auf dem Unterarm ist den Überlebenden die Erinnerung an die Zeit, in der sie keine Menschen waren, ins Gedächtnis eingebrannt.


Borowski, Tadeusz: 
Bei uns in Auschwitz : Erzählungen / Übersetzung: Griese, Friedrich. - Frankfurt am Main : Schoeffling & Co, 2007. - 424 S.
Utwory Wybrane
ISBN 3-89561-329-0
Levi, Primo: 
Ist das ein Mensch? : Ein autobiographischer Bericht / Übersetzt von Heinz Riedts. - München : DTV. - 207 S.
Se questo è un uomo
ISBN 3-423-11561-0





zurück


c/o Peter Liedtke     Postfach 1824     58408 Witten

witten@tczew.de