Wer war Adolf Fuchs? Warum erinnert ein Verein für eine deutsch-polnische Städtepartnerschaft an einen Migranten aus Galizien? Wo liegt Galizien?
Diese Fragen wollen wir mit unserer Veranstaltung beleuchten. Wir wollen eines Wittener Bürgers gedenken, der in Witten gelebt und gearbeitet hat und hier in Witten politische Verantwortung getragen hat. Er war ein politischer Kopf, der zu seiner Stadt und ihrer Geschichte stand und sich auch unter Gefahr für seine Gesundheit und sein Leben aktiv für die Verteidigung der Demokratie einsetzte. Von den Feinden der Demokratie wurde er gehaßt, verfolgt und in Auschwitz ermordet.
Wie konnte es passeren, daß er nach 1945 in Witten in Vergessenheit geriet?
Aus Anlaß der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestages der Verleihung der Stadtrechte schrieb Adolf Fuchs im Jahre 1926:
"Es soll und muß bei solchen Gelegenheiten vorzugsweise derer gedacht werden, durch deren Hände Arbeit und Geisteskraft die Entwicklung eines Gemeinwesens überhaupt erst möglich gemacht wird. Der schaffenden Menschen muß gedacht werden, die mit zukunftsfrohem Hoffen unermüdlich ihre Hände rühren, unermeßliche Schätze unter steter Todesgefahr aus dem Schoße der Erde holen, das Eisen meistern, den Hammer schwingen, das Feuer nähren, die Elemente bändigen, uns Nahrung und Kleidung schaffen, uns Wohnungen bauen und doch so arm sind, daß sie an all dem blühenden Reichtum keinen Anteil haben. Das ist der tiefe Sinne des Grußes, den wir der Stadt Witten zu ihrem hundertjährigen Gedenktag entbieten, daß doch niemals vergessen werden möge das Verhältnis des schaffenden Menschen zum Gemeinwesen, zum kleinen wie zum großen, das Verhältnis, welches in genialer Kürze und doch so unerschöpflicher Tiefe der Geist eines Dichters in die einfachen Worte gekleidet hat: Daß dein ärmster Sohn auch dein treuester ist!"
Die wenigen Informationen, die uns heute über Adolf Fuchs bekannt sind, verdanken wir ganz wesentlich den Forschungen von Hans-Christian Dahlmann, der uns als Referent des Abends berichten wird. Das kleine Zitat zum Wittener Stadtjubiläum finden wir in der im Jahre 2000 erschienenen Studie von Frank Ahland: Mehr Freiheit genießen.
So aktuell diese Forderung "Mehr Freiheit genießen" auch heute noch ist, die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen in Witten haben sich in den letzten Jahren verändert und es ist eine bedenkliche Entwicklung, daß im Wittener Rat wieder demokratiefeindliche Nationalisten Sitz und Stimme haben.
Wir stehen heute vor der Aufgabe an der Gestaltung eines friedlichen und demokratischen Europas mitzuwirken und wollen deshalb sehen, was wir aus der Geschichte eines aufrechten Wittener Demokraten lernen können.