Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Literatur– und Gesprächsabend

Dienstag, den 3. 11. 2009 um 19.00 Uhr

in der Buchhandlung Lehmkul am Markt in Witten

"Die Blechtrommel" – Ein Film von Volker Schlöndorff

Deutschland / Frankreich 1979
Mit David Bennent, Mario Adorf, Angela Winkler, Katharina Thalbach, Daniel Olbrychski, Charles Aznavour, u. a.

Nach zwei Veranstaltungen mit Gesprächen über das Buch von Günter Grass soll die Verfilmung des Romans die vorläufig letzte Veranstaltung zu diesem Thema sein.
70 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, 50 Jahre nach Erscheinung der »Blechtrommel« und 30 Jahre nach der Verfilmung durch Volker Schlöndorff laden wir dazu ein, den bekannten Film noch einmal gemeinsam anzusehen und darüber zu sprechen. Ist es von Bedeutung, daß die Verfilmung erst zwanzig Jahre nach dem Erscheinen des Buches erfolgte oder möglich war?
Die Sprache des Autors Grass, die Anlage der Geschichte und die Rechte des Autors bei einer Verfilmung Mitsprache zu erhalten, könnten ein Grund gewesen sein, daß es bis zur Verfilmung bis Ende der 1970'er Jahre dauerte. Tatsächlich war der Schlöndorff-Film der bis dahin aufwendigste deutsche Film.
Es lohnt sich aber einmal die gesellschaftlichen Zeitumstände zu bedenken, die nicht nur Auswirkungen auf die Möglichkeiten der öffentlichen Filmförderung gehabt haben dürften.
Das Jahr 1959 war ein Jahr im Kalten Krieg. Erste Gespräche zwischen Nixon (USA) und Chruschtschow (UdSSR) fanden vor dem Hintergrund statt, daß die Sowjetunion die westliche Welt zwei Jahre zuvor durch den erfolgreichen Start eines ersten Satelliten ins All bis ins Mark erschüttert hatte. Der sogenannte Sputnik-Schock bewirkte in den USA vermehrte Bemühungen um eine breite Bildungspolitik. In der Bundesrepublik dauerte es noch fünf Jahre bis "Die Bildungskatastrophe" eine Diskussion in Gang setzte. Kuba erreichte seine Unabhängigkeit durch Vertreibung des Diktators Batista. In der Bundesrepublik Deutschland wird Heinrich Lübke als Nachfolger von Theodor Heuss zum Bundespräsidenten gewählt.
Das Jahr 1979 stand auch noch im Zeichen des Kalten Krieges. Im Iran ging der Schah, ebenso wie in Nicaragua Somoza, in der BRD streikten die Metallarbeiter für die 35-(fünfunddreißig)-Stunden-Woche, die UdSSR begann mit ihrer Intervention ihren Afghanistan-Krieg, die Nato faßte ihren Raketenbeschluß zur Aufrüstung Mitteleuropas mit Mittelstreckenraketen zum Kriegsschauplatz. - Und das Wort des Jahres lautete "Holocaust". Eine US-amerikanische TV-Serie führte zu einer ersten breiten gesellschaftlichen Diskussion der Deutschen um die Ermordung der europäischen Juden und zu der Ersetzung des bis dahin noch gebräuchlichen Wortes "Endlösung", das aus dem Vokabular der Nationalsozialisten stammte. Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund verfilmte Schlöndorff das Buch von Grass.
Der Film erhielt bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme und wurde 1980 von der amerikanischen Filmakademie mit einem Oskar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet.





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