Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.




Westdeutsche Allgemeine Zeitung - Witten                                                                                                          10.11.2009


Mahnwache

Den Ermordeten wieder einen Namen geben

Von Claudia Vüllers

Während die Massen in Berlin den 20. Jahrestag des Mauerfalls feierten, erinnerten der Freundschaftsverein Tczew-Witten und später auch die Stadt am Platz der alten Wittener Synagoge an einen dunklen Jahrestag: An die Pogromnacht 1938, als die Nazis Synagogen in Brand setzten.

Um der Vertriebenen und Ermordeten zu gedenken, müsse man ihnen ein Gesicht und einen Namen zurückgeben, sagte Peter Liedtke vom Freundschaftsverein Tczew-Witten. Er erinnerte an Adolf Fuchs, der am 27. Juli 1878 in Dornfeld (Galizien) geboren und am 23. September 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde.
Fuchs war Sozialdemokrat und Journalist. Er schrieb beim Volksblatt, einer sozialdemokratischen Lokalzeitung, über Witten. Obwohl er bei seiner Heirat zum katholischen Glauben übergetreten war, blieb er den Nazis ein Dorn im Auge, fand Hans-Christian Dahlmann in seiner Schrift über Fuchs heraus.
Liedtke erinnerte auch an andere Wittener Juden wie zum Beispiel Anneliese Elias, die Angst vor Schneebällen hatte, in die Jungs harte Steine gepackt hatten. Reinhold Spratte las auch aus Hans Magnus Enzenbergs Gedicht „Sterne” und aus Primo Levis „Ist das ein Mensch?”
Eine kleine, aber sehr berührende Mahnwache.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung Witten. Dienstag, den 10. 11. 2009




[...] Die Erinnerung darf nicht enden; sie muß auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.
Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken. [...]

Proklamation des Bundespräsidenten vom 3. Januar 1996 zum 27. Januar - "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus"




Lob der schlechten Selbsteinschätzung


Der Mäusefalke findet sich wohlgeraten.
Den schwarzen Panther lassen Skrupel kalt.
Piranhas zweifeln nicht am Sinn ihrer Taten.
Die Klapperschlange akzeptiert sich ohne Vorbehalt

Einen selbstkritischen Schakal gibt es nicht.
Heuschrecke, Alligator, Trichine, alles, was fleucht und schleicht,
lebt wie es lebt, und ist's zufrieden.

Hundert KiIo wiegt das Herz des Wals,
in anderer Hinsicht aber ist es leicht.

Es gibt hienieden
auf dem dritten Sonnenplaneten
nichts was tierischer wäre als das reine Gewissen.

Wislawa Szymborska





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