Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Informations– und Gesprächsabend

Dienstag, den 31. 8. 2010 um 19.00 Uhr

im Gemeindezentrum der evangelischen Johanniskirchengemeinde Witten

»Zwangsarbeit in Berlin« – Erinnerungen von Polinnen und Polen im
digitalen Archiv "Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte"

Eine Veranstaltung mit der Historikerin Dr. Valentina Stefanski

Mehr als sechs Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges stehen wir vor der Frage, wie die Erinnerung an die Leiden der Opfer des Krieges und des Nationalsozialismus bewahrt werden kann, wenn eines Tages keine Überlebenden mehr persönlich berichten werden können. Um hier Antworten auf diese Frage zu finden, wird in Zusammenarbeit der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ mit der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Historischen Museum seit 2007 in Berlin ein Archiv mit lebensgeschichtlichen Interviews von Zeitzeugen der Zwangsarbeit in den Jahren 1939 bis 1945 aufgebaut. Ziel des Projektes ist eine Bereitstellung und Erschließung von wissenschaftlich bearbeiteten Zeitzeugeninterviews, die Einzelpersonen und Bildungseinrichtungen für eine dauerhafte Nutzung zur Verfügung stehen sollen. Aus mehreren hundert Zeitzeugeninterviews, die im Zusammenhang mit der Auszahlung von Entschädigungen an die ehemaligen Zwangsarbeiter entstanden, sind 600 Lebensberichte im digitalen Archiv www.zwangsarbeit-archiv.de für Bildung und Forschung recherchierbar und stehen z. B. für den schulischen Unterricht zur Verfügung. Der Vortrag von Frau Dr. Valentina Stefanski, die Sozialwissenschaften, Osteuropäische Geschichte und Polonistik an der Ruhr-Universität Bochum studierte, wird anhand von Berichten einzelner ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter die Funktion und Aufgabe des Archivs zur Zwangsarbeit erläutern.


Frau Dr. Valentina Maria Stefanski arbeitete in zahlreichen Forschungsprojekten an der Ruhruniversität Bochum, der Universität Bremen und im Deutschen Historischen Institut Warschau. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Polen im 18. Jahrhundert, Migrationsforschung, Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg. Zurzeit ist sie als Projektmitarbeiterin im Projekt "Zwangsarbeit 1939-1945" beschäftigt und dort für die wissenschaftliche Erschließung lebensgeschichtlicher Interviews mit ehemaligen ZwangsarbeiterInnen zuständig. Die Veröffentlichung über eine ihrer früheren Forschungsprojekte ist über den gut sortierten Buchhandel noch erhältlich:

Stefanski, Valentina Maria:
Zwangsarbeit in Leverkusen : Polnische Jugendliche im IG-Farbenwerk / Valentina Maria Stefanski. - Osnabrück : fibre, 2000. - 585 S. : 41 Abb., Karte
(Einzelveröffentlichungen des DHI Warschau ; 2)
ISBN 3-929759-43-8
Die Studie stützt sich gleichermaßen auf das Werksarchiv der Bayer-AG wie auf Interviews mit über 50 Betroffenen in Polen. Entstanden ist eine facettenreiche Untersuchung, die eine differenzierte Sicht auf das Problem Zwangsarbeit eröffnet.
Es wird gezeigt, wie die jungen Polinnen und Polen nach Leverkusen gelangten, auf welchen Arbeitsplätzen sie zum Einsatz kamen, wie sie untergebracht, verpflegt und medizinisch versorgt wurden. Breiten Raum nimmt die Frage ein, wie sie von Vorgesetzten, den Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz sowie von den Menschen in und um Leverkusen behandelt wurden.
Die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erscheinen in der Darstellung nicht nur als Opfer, sondern auch als handelnde Personen: Individuelle Strategien mußten entwickelt werden, um sich in Leverkusen zurechtzufinden und zu überleben.





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