Nach einem langen bewegten Leben schaut der 1917 geborene Stéphane Hessel nicht zurück, sondern nach vorn und kommt zur Situation der Menschenrechte in unseren Gesellschaften zu dem Schluß und dem Aufruf: »Empört Euch!«, »Indignez-vous!«.

Die »Allgemeine Erklärung der Menschenrchte« der Vereinten Nationen von 1948, an deren Ausarbeitung Stéphane Hessel als französischer Diplomat mitarbeitete, versuchten Lehren aus den Schrecken des 20. Jahrhunderts zu ziehen. Die universell gültigen Menschenrechte sollen deshalb jeden einzelnen Menschen mit unveräußerlichen Rechten ausstatten, denen sich das staatliche Handeln unterordnen soll.
Die Schrift ist eine wichtige Anregung, wenn wir heute über das friedliche Zusammenleben in Europa nachdenken und heute Anstrengungen unternommen werden müssen, damit die in den letzten Jahrzehnten geschaffene Europäische Union die Chancen für einen Fortbestand hat.
»Man wagt uns zu sagen, der Staat könne die Kosten dieser sozialen Errungenschaften nicht mehr tragen. Aber wie kann heute das Geld dafür fehlen, da doch der Wohlstand so viel größer ist als zur Zeit der Befreiung, als Europa in Trümmern lag?« fragt StéphaneHessel und sieht zwei große neue Menschheitsaufgaben, die für jedermann erkennbar sind:
»1. Die weit geöffnete und noch immer weiter sich öffnende Schere zwischen ganz arm und ganz reich. [..]«
»2. Die Menschenrechte und der Zustand unseres Planeten.«

Stéphane Hessel wurde 1917 in Berlin geboren, wuchs ab 1924 in Paris auf und studierte dort ab 1939 an der Ecole Normale Supérieure und schloß sich der Résistance, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Besetzung Frankreichs an. Mit Glück und dank der Solidarität von Mithäftlingen überlebte er das Konzentrationslager Buchenwald und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein VertreterFrankreichs bei den Vereinten Nationen.
»Die Zukunft gehört derGewaltlosigkeit und der Versöhnung der Kulturen - davon bin ich überzeugt« schreibt Stéphane Hessel.
Was können wir aus der Lebenserfahrung dieses Europäers lernen, wenn wir uns heute für ein friedliches Zusammenleben in Europa engagieren und vor dem Hintergrund der deutsch-polnischen Geschichte unsere Städtepartnerschaft mit Tczew pflegen?