»Die Erinnerung darf nicht enden; sie muß auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.«
Aktuelle Ereignisse machen uns deutlich, wie wenig die Vergangenheit vergangen ist. Auch wenn die letzten Überlebenden der nationalsozialistischen Diktatur eines Tages nicht mehr zu uns werden sprechen können, wird es weiterhin notwendig sein, daß wir uns bemühen, aus der Geschichte zu lernen, um mit dem Wissen über die Geschichte die Zukunft gestalten zu können. In diesem Sinne beteiligt sich der Freundschaftsverein Tczew - Witten an dem großen Kooperationsprojekt zur Entwicklung eines Jugendtheaterprojektes. Der historische Hintergrund für dieses stück für Jugendliche ab 11 Jahren ist die Erinnerung an das KZ Uckermark, es war ein Konzentrationslager der Nazis speziell für Jugendliche, in der Nähe des Frauen-KZ Ravensbrück gelegen, nördlich von Berlin an der Havel.
Am Dienstag, den 27. März 2012 stellten wir aus Anlaß des Kartenvorverkaufs für die Premiere in Witten am 24.Mai 2012 zusammen mit Beate Albrecht, der Autorin des Stücks, das Projekt der Wittener Presse vor. Neben den Aufführungen wird es zusätzlich auch 'Workshops' mit Jugendlichen in Witten zu dem Thema des Theaterstücks geben. So entsteht in der zusammenarbeit mit Jugendlichen ein Theaterstück für Jugendliche.
Ruhrnachrichten Witten Mittwoch, 28. März 2012
INNENSTADT. Beate Albrecht und Peter Liedtke hätten sicherlich ein seichteres Thema für das Jugendtheater aussuchen können. Aber Mainstream ist nicht ihr Ding. „Über das Leben" beschäftigt sich mit dem Mädchen Anni, das sich während der NS-Zeit gegen Gleichmacherei auflehnt und dabei intensiv in den aktiven Widerstand eintritt.
Für die Recherche organisierten Albrecht (theaterspiel Witten) und Liedtke (Freundschaftsverein Tczew-Witten) im Januar eine einwöchige Reise ins ehemalige Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. „Dort war auch ein Jugend-KZ angegliedert", sagt Liedtke. Mit Schülern im Alter zwischen zehn und 13 Jahren erarbeiteten sie in einer „gespenstischen Atmosphäre" (Liedtke) verschiedene Tanz- und Theaterszenen.
„Das bestätigte uns darin, dieses schwierige Thema auch mit Jugendlichen im jüngeren Alter aufzuarbeiten." Der Ansatz weicht aber vom eigentlichen Schema ab. Ab 2007 brachte Albrecht bereits das Stück „Hin und Weg sehen" über 300 Mal auf die Bühne. „Es sollte Jugendliche ansprechen, die bereits über geschichtliches Vorwissen verfügen. Jetzt versuchen wir es über den emotionalen Ansatz", erklärt Albrecht.
„Als wir in Mecklenburg-Vorpommern aufgetreten sind, saßen die Nazi-Kids in den ersten Reihen. Aber auch mit denen sind wir ins Gespräch gekommen." Witten bezeichnet die Autorin als „Schlafsitz der rechten Szene". Zwar sei der anzusiedeln, Schwerpunkt in Dortmund „aber auch hier sind sie organisiert. Im Osten wurde häufig von den 'Kameraden aus dem Ruhrgebiet' gesprochen."
Umso wichtiger erscheint die Aufklärung. Im Mittelpunkt steht die Frage: „Wie kann man dem Gedenken gedenken?" Denn es mangelt immer mehr an Zeitzeugen. „Das ist ein großes Problem", stellt Liedtke fest. „In Ravenbrück ist unsere Idee schon sehr gut angenommen worden." Neben dem zwölfköpfigen Produktionsteam ist auch die Duisburger Philharmonie mit im Boot.
„Wir suchen nach alternativen Formen des Gedenkens, indem wir Geschichte mit Kunstform mischen", erläutert Liedtke. Er weiß: „Wir können gegen die Nazis nichts tun, wenn wir nicht wissen, wie sie ticken." Florian Groeger
Westdeutsche Allgemeine Zeitung Witten Mittwoch, 28. März 2012
Zeitzeugen des Nationalsozialismus sterben aus. Gruppe „theaterspiel" führt ein Jugendstück auf. Es soll nachhaltig wirken
Franziska Bombach
Mit einem neuen Theaterstück möchten Peter Liedtke vom Freundschaftsverein Tczew-Witten und Beate Albrecht von „theaterspiel" ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen.
Damit nicht genug. Nicht nur, dass man durch das Stück „Über das Leben - oder meine Geburtstage mit dem Führer" Jugendliche gegenüber dem Einfluss von Rechtsextremisten vorsichtiger und sensibler werden lassen möchte. Außerdem sollen durch diese und andere Aufführungen die schlimmen Erinnerungen an die Nazizeit wach gehalten werden.
Beate Albrecht von „theaterspiel" meint: „Zeitzeugen sterben langsam aber sicher aus. Dann gibt es bald keine Informationen mehraus erster Hand, die den nachfolgenden Generationen mitteilen, wie grausam die damalige Zeit war." Deswegen haben sich die 48-Jährige und Peter Liedtke schon für das Theaterstück mit Zeitzeugen unterhalten und die Informationen sorgfältig zusammengetragen. Vor allem Frauen hat Beate Albrecht
befragt und besucht. Diese haben sich vielleicht nicht mit Fäusten gegen die Nazis gewehrt und sind deswegen eher
unbekannt. Aber dennoch haben sie Widerstand geleistet. „Vielleicht nur darüber, dass sie die Arbeit verweigert haben. Aber das reichte schon aus", so Albrecht.
„Über das Leben" richtet sich an Jugendliche ab elf Jahren. Denn ab diesem Alter würde auch die rechtsextreme Szene beginnen, ihre Jugend zu rekrutieren, so Liedtke. Das Theaterstück handelt von einem jungen deutschen Mädchen namens Anni, das sich gegen den Starrsinn der Nazis auflehnt, nach und nach immer mehr in den Widerstand eintritt und lieber „latscht, als zu marschieren", so zumindest ihr Motto. Da das Projekt einiges kostet, muss sich die Theatergruppe über Förderungen helfen lassen. Um diese einfordern zu können, bieten Beate Albrecht und Peter Liedtke Kurse an, in denen die NS-Zeit in Schreibwerkstätten, Theaterstücken und Tanzaufführungen aufgearbeitet wird.
„Wir haben im Januar einen solchen Kurs mit Sechstklässlern in Ravensbrück in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet. Die Kinder waren sehr konzentriert. Es ist einfach unglaublich wichtig, die Inhalte richtig zu vermitteln", meint die 48-Jährige. Bei Jugendlichen dürfe man sich nicht hinstellen und den Zeigefinger heben, sondern müsse interaktiv vorgehen.
![]() |
Ein Projekt von:
|
|||
»ÜBERdasLEBEN«Premiere am 24. Mai 2012um 11.30 Uhr, weitere Vorstellung um 19.00 Uhr
|
||||