»Niemand liest etwas;
wenn er etwas liest,
versteht er es nicht;
wenn er es versteht,
vergisst er es sofort.«
Stanisław Lem wurde 1921 in Lemberg geboren und studierte Medizin bis die Nazis das Land besetzten und Juden systematisch ermordeten. Lem sah sich selber als Atheisten. Er überlebte dank einer angenommenen Identität als Schweißer und Automechaniker und lernte Deutsch, indem er deutsche Literatur übersetzte. Im Nachkriegspolen im Kraków der 1940er Jahre beendete er sein Medizinstudium bewußt ohne die Abschlußprüfung zu bestehen, um dem Militärdienst zu entgehen.
Wenn wir heute versuchen, uns ein Bild von dem Menschen und Autor Stanisław Lem zu machen, sollten wir seine Lebensgeschichte nicht außer acht lassen und sehen, daß Lem stets den Menschen im Blick behielt, auch in seinem literarischen Werk, bei dem es vordergründig um die Reise in phantastische Welten und in das Weltall ging.
Lem, der 2006 starb, nahm immer wieder zu gesellschaftlichen Fragen Stellung; in seinem literarischen Werk sowie in seinen Interviews und der Beteiligung an Kampagnen, wie die für den Erhalt der alten deutschen Rechtschreibung oder gegen die Kürzungen im Kulturetat der jungen Dritten Polnischen Republik nach 1990.
Das Interview mit Stanisław Lem stützt sich allein auf Originalzitate von ihm.
Wir wollen dabei einen Einblick in sein Schaffen gewinnen und den skeptischen Beobachter der Zukunft des menschlichen Lebens auf unserem Planeten speziell zu seiner Stellung zur Atomkraft befragen. Wir laden ein zu einem möglicherweise kontroversen Gespräch darüber und freuen uns, wenn es uns gelingt, das von ihm aufgestellte und oben zitierte »Lem‘sche Gesetz« einmal außer Kraft zu setzen.