Oft wird übersehen, dass die Deutschen über Jahrhunderte selber ein Volk von Migranten waren, von Auswanderern, fort vom heimischen Elend.
Die deutschen Flüchtlinge des Zweiten Weltkrieges wurden zuerst meist recht ungnädig empfangen, um dann, instrumentalisiert
als „Vertriebene“, ein Bollwerk gegen die Beschäftigung mit der deutschen Schuld zu bilden.
Völlig vergessen wurden dabei jedoch über Jahrzehnte die deutschen Bürgerinnen und Bürger, die von den Nazis entrechtet, bedroht, verfolgt und aus dem Land getrieben worden waren.
Reinhold Spratte wird insbesondere die Schriftstellerinnen, die ins Exil gehen mussten, durch ihre Texte vorstellen und in knappen Kommentaren Hinweise zu ihrer Exilsituation geben. Bedeutende Autorinnen wie Hilde Domin, Irmgard Keun, Anna Seghers, Rose Ausländer, Mascha Kaleko u.a. werden zur Sprache kommen. Neben dem bekannten Bert Brecht wird auch auf den vergleichsweise unbekannten Hans Sahl eingegangen werden.
Die Exilierten, die nach 1945 die Rückkehr nach Deutschland versuchten, erlebten eine „Rückkehr in die Fremde“, wie es der Literaturwissenschaftler Hans Mayer nannte. Es dauerte bis in die 1970er Jahre, bis die totgeschwiegenen Dichter wiederentdeckt wurden, und bis in die 1990er Jahre, bis sie den Eingang in die deutschen Schulbücher fanden.
Mein Vaterland ist tot
Sie haben es begraben
Im Feuer
Ich lebe
In meinem Mutterland
Wort
Rose Ausländer