Frauen aus ganz Europa wurden von den Nazis in das Konzentrationslager Ravensbrück an der Havel nördlich von Berlin verschleppt. Die Überlebenden legen und legten Rosen auf den nahen Schwedtsee, im Gedenken an die Ermordeten, deren Asche in diesem See ruht.
Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Dieser Tag ist seit 1996 in der Bundesrepublik Deutschland offizieller „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Wir begehen ihn in diesem Jahr, am Abend vor dem Gedenktag, mit einer Lesung von Gedichten und Dokumenten aus Ravensbrück.
Ab 1940 kamen auch polnische Frauen in das Konzentrationslager Ravensbrück. Gedichte, die sie im Lager schrieben, sind erhalten. Schreibzeug und Papier zu besitzen, das Verfassen und Verbergen der fertigen Gedichte, alles war mit Gefahr für das Leben verbunden, da jede Abweichung vom entwüdigenden Lageralltag maßlos und grausam bestraft wurde. Durch großes organisatorisches Geschick und Glück gelang es, die Texte der polnischen Autorinnen aus dem Lager zu schmuggeln und so zu verstecken, daß sie Jahrzehnte später wiederentdeckt werden konnten. Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers im April 2015 erschien eine Ausgabe der Gedichte in Deutsch und Polnisch.
„Schwestern vergeßt uns nicht!“ war die Bitte der Frauen in Ravensbrück. Diese Lesung in deutscher und polnischer Sprache findet auf Einladung der Gemeinde in der neuen bosnischen Moschee statt.
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Mit einer Lesung erinnert der Freundschaftsverein Tczew - Witten an die Frauen im KZ Ravensbrück.
Die schrieben Gedichte unter Lebensgefahr. Sie werden am 26. 1. in der Bosnischen Moschee vorgetragen
Von Michael Vaupel
Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz befreit. Der Tag ist seit 1996 in Deutschland offizieller „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Am Abend vor dem Gedenktag lädt der Freundschaftsverein Tczew - Witten zu einer Lesung von Gedichten und Dokumenten aus dem KZ Ravensbrück. Er beginnt um 19 Uhr im Veranstaltungsraum der Bosnischen Moschee an der Breite Straße 5.
„Etwa 30 Prozent der Insassen im KZ Ravensbrück waren Polinnen.“
Heide Dahlmann, Mitglied des Freundschaftsvereins Tczew - Witten, der 'die Lesung und den Gesprächsabend organisiert
Ravensbrück bei Berlin war ein Konzentrationslager für Frauen, die aus ganz Europa dorthln verschleppt wurde. „Etwa 30 Prozent der Insassen waren Polinnen“, weiß Heide Wahlmann vom Freundschaftsverein zwischen. Witten und dem polnischen Tczew. Er hat 25 bis 30 Mitglieder. Diesem Verein gehört auch Barbara Lubos-Kroll an, Wittenerin mit polnischen Wurzeln, Sie übersetzte, gemeinsam mit Inge Gerlinghoff, das Ravensbrück-Sachbuch „Damit die Welt es erfährt“ und „70 polnische Gedichte aus Ravensbrück“.
Aus beiden Bänden wird am 26. Januar gelesen – und zwar auf Deutsch und auf Polnisch. „Wir wollen damit die Kultur jenes Landes würdigen. Polnisch war nämlich im Faschismus verboten“, so Peter Liedtke vom Freundschaftsverein Tczew - Witten. Mehr noch: Die Frauen im KZ Ravensbrück schrieben ihre Gedichte unter L?bensgefahr.
Wurden sie entdeckt, drohte ihnen grausame Bestrafung durch die Nazi-Wärter. Mit Geschick und Glück gelang es, die Texte der polnischen Autorinnen aus dem Lager zu schmuggeln und so zu verstecken, dass sie Jahrzehnte später wiederentdeckt wurden. "Schwestern, vergesst uns nicht!" , war die eindringliche Bitte. der Frauen aus Ravensbrück. Und dieser Mahnung kommt letztlich auch die aktuelle Lesung nach, Was für den Freundschaftsverein nicht ungewöhnlich ist.
Denn regelmäßig nimmt er am Gedenktag für die Nazi-Opfer teil, in der Vergangenheit beispielsweise mit einer Lesung an der Gedenkstätte des KZ-Außenlagers Immermannstraße in Annen.
Überhaupt ist der Freundschaftsverein sehr aktiv. Sei es mit Veranstaltungen wie „Widerstand in Witten“, wo der hiesige Historiker Ralf Klein am 30, August über den damaligen Kampf gegen die Nazis erzählt, oder mit „Czeslaw Mi?osz“, einer Würdigung des polnischen Literatur-Nobelpreisträgers durch Vereinsmitglied Reinhold Spratte am 25. Oktober bei Lehmkul. Auch Studienreisen nach Polen, etwa an die Weichsel od?r nach Krakau, bietet der Verein an. Weitere Infos zum Programm finden sich unter
www.tczew-witten.de/aktuell
Der Eintritt zur Lesung und zum Gesprächsabend „Damit die Welt es erfährt“ ist übrigens kostenlos, um eine Spende wird gebeten. Schon lange pflegt der Freundschaftsverein guten Kontakt zur Bosnischen Gemeinde, besonders durch deren Sprecher Armin Suceska, Und die Moschee hält Peter Liedtke für besonders geeignet für die aktuelle Lesung: „Sie ist ein idealer Ort des Gedenkens und des Nachdenkens.“
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Helm, Sarah:
Ohne Haar und ohne Namen : Im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück / Sarah Helm. Übersetzung aus dem Englischen von Cornelius Hartz. – Darmstadt : Theiss, 2016. – 948 S. : Ill. If this is a woman. Inside Ravensbrück: Hitler´s Concentration Camp for Woman ISBN 978-3-8062-3216-5 Frauen, die andere Frauen quälen und töten – Ebenso einfühlsam wie schonungslos gibt Sarah Helm Einblick in das Leben im einzigen offiziellen Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. In ihrer groß angelegten Reportage erzählt sie gleichermaßen vom bewegenden Kampf der Häftlinge ums Überleben wie von den grausamen Gewalttaten ihrer Peinigerinnen. Sarah Helm arbeitet als Journalistin und Autorin in London. Zuletzt erschien von ihr die Geschichte der britischen Agentin Vera Atkin im Zweiten Weltkrieg („Life in Secrets“). |
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»Helm ist eine unermüdliche Rechercheurin. Sie hat die Aussagen Dutzender Frauen aufgenommen, viele von ihnen aus Osteuropa, die zuvor häufig geschwiegen hatten; sie beschreibt die medizinischen Experimente der Nazis im Lager aus der Sicht der angstvollen Opfer; und sie rekonstruiert die Geschichte des nahe gelegenen Jugendlagers [Ueckermark]. Sie lässt unvorstellbares Leiden durch Hunderte von persönlichen Geschichten fast nachfühlbar werden. Mit Recht nennt sie ihr Buch die erste umfassende ›Biographie‹ von Ravensbrück, die am Anfang beginnt und am Schluss endet.«
The Guardian |
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Degen, Barbara:
Das Herz schlägt in Ravensbrück : Die Gedenkkultur der Frauen / Barbara Degen. – Opladen : Budrich, 2010. – 378 S. : Ill. (Schriften aus dem Haus der FrauenGeschichte ; Bd. 5) ISBN 978-3-86649-288-2 Das Konzentrationslager Ravensbrück rund 100 km nördlich von Berlin war eines der größten Frauen-KZs der Nazi- Zeit. Über 1.000 Berichte haben die überlebenden Frauen aus Ravensbrück hinterlassen, 1.200 Gedichte wurden gefunden. Ausgehend von den Stimmen der Frauen aus Ravensbrück wird die eigenständige Gedenkkultur von Frauen für die NS- und Nachkriegsgeschichte dargestellt. Ergänzende Bilder und Gedichte zeigen ebenso wie ein Anhang mit Kurzbiografien die überraschende Vielfalt der Positionen und ihren Einfluss auf die Nachkriegsgeschichte. |
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Barbara Degen hat in diesem Buch mit eigenen Texten, mit Bildern, Gedichten, Notizen und Dokumenten der Frauen von Ravensbrück ein eindrucksvolles Monument geschaffen für alle, die sich mit Nationalsozialismus, mit Frauensolidarität und mit Menschlichkeit angesichts höchster Not auseinander setzen möchten. In vielen Totenklagen haben die Überlebenden außerdem die toten Frauen und deren Persönlichkeit gewürdigt. Große Malerinnen wie Helen Ernst und Aat Breur haben in Ravensbrück gelebt und uns ihre Zeichnungen überliefert. Bereits in Ravensbrück haben die Frauen den Grundstein für die NS-Forschung gelegt, Namen und Fakten und die Stimmen der Frauen gesammelt und systematisiert. In der Nachkriegszeit nahmen sie Einfluss auf die NS-Prozesse und die Politik ihrer Länder in Ravensbrück waren 23 Nationen vertreten. Dieser große Schatz der Erinnerungen zeigt ein neues Bild der NS-Geschichte: Die realistischen Beschreibungen der Gräuel und Qualen in einem Konzentrationslager stehen neben der Freude am Leben und der Hoffnung auf eine demokratische Zukunft. Einer Zukunft, die sich der Gleichberechtigung der Geschlechter, einer Abkehr von Gewalt und neuen, von Respekt getragenen Beziehungs- und Kommunikationsstrukturen verpflichtet fühlt. Freiheit und Gleichheit , aber auch die Differenz untereinander haben diese Frauen aufgrund ihrer Erfahrungen in einer lebendigen und nachvollziehbaren Weise für die Politik definiert. Ihre Stimmen und Erkenntnisse stehen im Mittelpunkt des Buches. Sie haben auch die Gedenkkultur in Deutschland nach 1945 geprägt. In der DDR waren sie die Initiatorinnen der dortigen Museumskultur in Ravensbrück, im Westen sind die Mahn- und Gedenkstätten von den Lagergemeinschaften mitgestaltet worden. Das Buch weckt Trauer, Verzweiflung und Zorn über die NSZeit. Im Zentrum stehen jedoch die Hoffnung und die Kunst des Überlebens. Frauen sind eng mit dem Prozess des Lebendigen und ihrem jeweiligen Alltag verbunden. Sie sind der Schlüssel für die Frage, warum letztlich trotz Abermillionen von Toten der Faschismus gescheitert ist. Aus dem Inhalt: Einleitung: Die Reise an das Meer der Tränen Der magische Spiegel Frauen in Ravensbrück Ihr sollt die Wahrheit erben (Anita Lasker-Wallfisch) Die verletzte Welt nach 1945 Der rote Faden Die Gedenkkultur der Frauen |
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Ayoub, Susanne:
Das Mädchen von Ravensbrück : Roman. – Wien : Braumüller, 2012. – 257 S. ISBN 978-3-99200-007-4 1934. In Wien herrscht Bürgerkrieg: Straßensperren, Schüsse, Todesgefahr. Doch mittendrin geht die achtjährige Leni ruhig an den Panzern vorbei, in den Händen eine schwere Milchkanne mit Suppe und Knödeln für die Kämpfer. Die Mutter hat sie geschickt, im Auftrag der Roten Hilfe. Niemand hält sie auf. Mit 16 wird Leni verraten und verhaftet. Nur ihre Jugend rettet sie vor dem Schafott. Sie überlebt das Konzentrationslager Ravensbrück und kehrt in ihre Heimatstadt zurück, wo es den Leuten nicht gut gegangen ist, wo keiner hören will, was in den KZs geschah, so wie sie vorher nicht sehen wollten, welche Untaten die Nazis vor aller Augen begingen. Wie für Susanne Ayoubs Werke charakteristisch, beruht auch ihr neuester Roman auf genauer Recherche. Ihre bildhafte Sprache zieht in die Geschichte hinein und lässt die düsterste Zeit des 20. Jahrhunderts auf beklemmende Weise lebendig werden. |
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Susanne Ayoub
In Bagdad geboren, lebt heute in Wien. Sie studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie und arbeitet als Autorin, Regisseurin und Dramaturgin für Radio und Film. Sie schrieb Theaterstücke, Drehbücher und Hörspiele. Zuletzt veröffentlichte sie die Romane Mandragora, Engelsgift und Schattenbraut sowie den Gedichtband Von der erfüllten, von der enttäuschten, von der vergangenen Liebe. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie auch Filmemacherin: Baghdad Fragment und Es war einmal in Mauthausen. |
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