Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Informations- und Gesprächsabend:

Dienstag, den 28. Februar 2017 um 19.00 Uhr

im Veranstaltungsraum des Bosnischen Kulturzentrums

Integriert oder „verdaut“?
Legenden und Mythen über die Integration der Ruhr-Polen

Eine Veranstaltung mit Wulf Schade aus Bochum

Polnisch sprachige Zuwanderung wird gerne als Vorbild für die heutige Zuwanderung dargestellt. Wenn wir jedoch in die Dokumente der Zeit schauen, ist das nicht so eindeutig: „Euer Hochwohlgeboren erlaube ich mir (...) die umstehenden Ausführungen zu unterbreiten und bin sehr dankbar für die Gelegenheit an der Bekämpfung des Polenthums mitarbeiten zu können.“, so „Bernhardt Königlicher Bezirkspolizeicommissar“ in seinem Bericht vom 6. Dezember 1899, den wir im Stadtarchiv Bochum finden.
Diese Äußerung zeigt den Grundtenor, der die Politik im deutschen Kaiserreich gegenüber den Polnisch sprachigen Menschen ausmachte. So ist es denn auch kein Wunder, dass nach der Niederlage des Deutschen Reiches im 1. Weltkrieg und der Gründung des polnischen Staates 1918 etwa 2/3 der Polnisch sprachigen Katholikinnen und Katholiken bis Mitte der 1920er Jahre das Ruhrgebiet verließen. – Entweder übersiedelten sie in den wiedererstandenen polnischen Staat oder gingen in die Kohlegebiete in Nordfrankreich und Südbelgien. Trotzdem sprechen viele Vertreter und Vertreterinnen aus Wissenschaft und Politik in Deutschland bis heute von einer gelungenen Integration. In dem Vortrag soll es darum gehen, anhand konkreter Beispiele die damalige Politik gegenüber den Polnisch sprachigen Menschen darzustellen, zu hinterfragen, ob der Begriff Integration für die Bevölkerung des damaligen Industriegebiets, des heutigen Ruhrgebiets überhaupt sinnvoll ist und über Parallelen der heutigen Politik gegenüber Zugewanderten in der Bundesrepublik Deutschland, ihren hier geborenen Nachkommen und den Flüchtlingen nachzudenken. Immerhin stellte Helmut Schmidt Ende der 1970er Jahre fest: „Wir haben die Ruhrpolen verdaut, also werden wir auch die Gastarbeiter verdauen.“ Ein unvoreingenommener Blick auf die Geschichte der Migration läßt auch die Perspektive der Fremden gelten und läßt uns vielleicht auch erkennen, wo es noch trotz des gelingenden Zusammenlebens auch noch Hemmnisse für ein gleichberechtigtes Miteinander gibt.





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