Die Synode des Kirchenkreises Hattingen Witten fasste am 18. Juni 2016 den Beschluss, an die Öffentlichkeit zu gehen und u. a. zu fordern, „sich – auch um des Staates Israel willen – für ein Ende der völkerrechtswidrigen Besatzung und der fortdauernden Verletzung der Menschenrechte einzusetzen“. „In bleibender Verbundenheit mit unseren jüdischen Geschwistern und im Wissen um unsere gemeinsame Verantwortung gegenüber Gott sehen wir mit brennender Sorge den Unfrieden im Nahen Osten und insbesondere in Israel und Palästina.“ So formuliert es die Kreissynode und an diesem Beispiel möchten wir gerne mit Christen und den Freunden der Wittener Städtepartnerschaften in ein Gespräch darüber eintreten, wie wir damit umgehen können und wollen, wenn Spannungen zwischen freundschaftlicher und solidarischer Verbundenheit einerseits und gelegentlich auch kritischer Haltung gegenüber unseren Partnern oder den Regierungen ihrer Länder anderseits entstehen.
![]() |
|||
Partnerstädte von Tczew:
Witten 1990, 1998, 1999; Kursk 1996; Lew haScharon 1997; Werder (Havel) 1998; Birżai 1998; Barking and Dagenham 1999; Dębno 2000; Beauvais 2005; Czarnomorsk 2006; Aizkraukle 2007 |
|||
Beschluss der Kreissynode Hattingen-Witten am 18.06.2016
Die Kreissynode Hattingen-Witten macht sich die Anträge aus den Presbyterien Bredenscheid-Sprockhövel, Johannis und Wengern an die Landessynode zu Eigen und beschließt:
Die Evangelische Kirche von Westfalen urteilt über ihre Lehre und gibt sich ihre Ordnung im Gehorsam gegen das Evangelium von Jesus Christus, dem Herrn der Kirche. Sie tut dies im Vertrauen auf den dreieinigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der Israel zu seinem Volk erwählt hat und ihm die Treue hält, der in dem Juden Jesus, dem gekreuzigten und auferstandenen Christus, Menschen zu sich ruft und durch den Heiligen Geist Kirche und Israel gemeinsam zu seinen Zeugen und zu Erben seiner Verheißung macht.
(Artikel 1,1-2 der Kirchenordnung der Ev. Kirche von Westfalen)
In bleibender Verbundenheit mit unseren jüdischen Geschwistern und im Wissen um unsere gemeinsame Verantwortung gegenüber Gott sehen wir mit brennender Sorge den Unfrieden im Nahen Osten und insbesondere in Israel und Palästina.
Die Situation der Palästinenserinnen und Palästinenser lässt uns keine Ruhe. Die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete im Westjordanland und im Gazastreifen währt nahezu 50 Jahre. Die palästinensische Bevölkerung leidet unter der ungerechten Verteilung von Ressourcen und Rechten, unter Haus- und Plantagen-zerstörungen, unter der Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch die Checkpoints, unter willkürlichen Inhaftierungen und dem faktischen Landraub durch Mauer- und illegalen Siedlungsbau.
Noch immer hören wir den Hilferuf der palästinensischen Christinnen und Christen, wie er 2009 im Kairos-Dokument veröffentlicht wurde. Ihre eindringliche Frage an die Kirchen der Welt lautet: „Könnt Ihr uns helfen, unsere Freiheit zurück zu erlangen? Denn das ist die einzige Möglichkeit, beiden Völkern zu Gerechtigkeit, Frieden, Sicherheit und Liebe zu verhelfen.“ (Zitat Kairos-Dokument, 6.1.) Wir bedauern, dass dieses „Wort des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen“ (Untertitel des Kairos-Dokumentes) in unserer Landeskirche bislang weitgehend ungehört verhallte.
Deshalb bitten wir die Landessynode
• den Diskurs über die Situation in Israel und Palästina auf allen Ebenen unserer Kirche unter Einbeziehung des Kairos-Dokumentes zu fördern und zu intensivieren,
• bei künftigen Gesprächen, Diskursen und Verlautbarungen darauf zu achten, dass zwischen dem biblischen Volk Israel und dem Staat Israel unterschieden wird,
• sich deutlicher als bisher an die Seite der christlichen Geschwister und Kirchen in Palästina zu stellen,
• sich – auch um des Staates Israel willen – für ein Ende der völkerrechtswidrigen Besatzung und der fortdauernden Verletzung der Menschenrechte einzusetzen,
• sich wie die Evangelische Kirche im Rheinland für eine völkerrechtliche Anerkennung eines Staates Palästina einzusetzen (Beschluss der Landessynode 2016).