Der Heilige Adalbert von Prag hat Spuren in Europa hinterlassen. Im Bemühen, die Pruzzen zu missionieren, beendete er sein Leben vorzeitig der Nähe der Stadt Danzig. Er gilt als der erste Schutzpatron Polens und verbindet in seiner Person Deutsche und Polen. Sein Grab liegt in der Domkirche in Gnesen, dem zentralen Ort der Staatswerdung Polens im 10. Jahrhundert. Während des Zweiten Weltkrieges wollten die Nationalsozialisten den Staat Polen und das polnische Volk vernichten. Sie wussten, welche Rolle die katholische Kirche dort spielte. Deswegen wurden viele polnische Priester ermordet, Kirchen wurden geschlossen und geplündert. Die Reliquien des hl. Adalbert waren auch in Gefahr. Dieses wichtige polnische Nationalheiligtum wurde jedoch durch Urban Thelen, einem deutschen Unteroffizier gerettet.
Viele Jahre blieb er und seine Tat unbekannt. Er brach sein Schweigen erst in Reaktion auf einen Artikel über den angeblich leeren Reliquienschrein in Gnesen. In Polen und Deutschland fand Thelen dank der Veröffentlichung des Buches „Kurier Kardynała” von Arno Giese Aufmerksamkeit. Die Rettung der Reliquien des hl. Adalbert war nicht seine einzige Tat gegen die deutsche Besatzungspolitik. Zusammen mit einem deutschen Priester organisierte er Hilfe für Polen.
Die Historikerin Anna Je˛drzejczyk fragt, wie Urban Thelens Verhältnis zum Nationalsozialismus war? Warum er ein entschiedener Gegner des Regimes wurde? Wie war seine Haltung zur polnischen Bevölkerung? Auf welche Weise und warum half er den Polen? Welche Konsequenzen erwarteten ihn? Was kann uns seine Haltung heute sagen? Und was wäre heute Gnesen – die Basis und das Symbol der Einheit der Kirchen in Polen – wenn es damals nicht ihn und seine mutige Tat gegeben hätte? Kann es zur Versöhnung zwischen den Polen und Deutschen beitragen? Heutzutage sind diese Fragen besonders aktuell. Der 1050. Jahrestag der Christianisierung Polens, ausgehend von der Taufe des polnischen Fürsten Mieszko I. im Jahr 966, ist ein Anlass über die nächsten Schritten auf dem Weg zur Versöhnung und Einheit Europas nachzudenken.