Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Informations- und Gesprächsabend »Bettis Salon«:

Dienstag, den 10. September 2019 um 19.00 Uhr

im „Alten Fritz” – in der Augustastraße in Witten

»Heiliger Krieg«
Religion, Politik und Gewalt

»Nur eine Religion, die alle anderen duldet und so deren Wohlwollen würdig ist, kann aus der Menschheit ein Volk von Brüdern machen.«
Voltaire, 1694—1778, in: „Dictionaire philosophique portatif“, 1764 / Philosophisches Wörterbuch

»Die Religion selbst ist eben darum so tief herabgesunken, weil sie bei den meisten Menschen als ein bloß überkommenes Erbstück im Gedächtnis haftet und nicht bis ins Herz und aus dem Herzen wieder, als eine schöne Blume der individuellen Menschheit, an das Licht gedrungen ist.«
Georg Forster, 1754—1794, in „Ansichten vom Niederrhein“, 1790.


Als der damalige US-Präsident George W. Bush im Jahr 2001 nach den Attentaten auf das World Trade Center den Krieg gegen den Terror ankündigte, sprach er von einem „Kreuzzug gegen das Böse“. Für diese Instrumentalisierung historischer Bezüge für eine heutige weltliche Politik, wurde der Präsident zu Recht stark kritisiert. 

In Witten steht an zentraler Stelle die Marienkirche. Die vollständige Bezeichnung lautet „Unsere Liebe Frau vom Siege“. Um welchen Sieg es sich hier handeln könnte, ist wahrscheinlich den wenigsten Menschen in Witten bewußt. Nachdem die Osmanen, die damalige Seemacht im Mittelmeer, im Jahr 1570 die Insel Zypern erobert hatten, errang die Seeflotte der „Heiligen Liga“, einer Koalition christlicher Mächte, einen vernichtenden Sieg über die osmanische Flotte. Weiterhin finden wir in Witten Herbede die DITIB-Moschee „Fatih Camii“. Auch dieser Name hat einen historischen Hintergrund. Fatih war der Ehrentitel des Sultans Mehmed II., genannt „Vater der Eroberung“, nach seinem Tode wurde er Fatii / „der Eroberer“ genannt. Im Jahr 1453 hatte dieser mit seinen Truppen die Hauptstadt des Oströmischen Reiches, Konstantinopel, heute Istanbul geheißen, erobert und gab sich selbst den Titel „Kaiser der Römer“. Noch heute bezieht sich auch die bosnische Moscheegemeinde in Witten positiv auf Fatih den Eroberer.

Wir wollen uns mit der Vermischung von Politik, Krieg und Religion auseinandersetzen. Dinge, die wir heute als getrennt und gegensätzlich sehen bzw. sehen möchten. Das Segnen von Kriegswaffen findet heute kaum noch Zustimmung. Gleichzeitig tobt im Westen eine Debatte um den Islam und den Dschiad und die Frage ob der Islam oder die Muslime zu Deutschland gehören. Wir wollen uns deshalb mit den ideengeschichtlichen Voraussetzungen des Islams beschäftigen, um zu einer nüchternen Sicht auf die tatsächlich im Zusammenleben auftretenden Konflikte gelangen zu können.


Akgün, Lale:Platz da, hier kommen die aufgeklärten Muslime! : Schluss mit der Vorherrschaft des konservativen Islams in Deutschland
Gibt es denn aufgeklärte Muslime? Eine selten dumme Frage, meint Lale Akgün, die es seit langem stört, dass das Bild des Islams in Deutschland mittlerweile von Kopftuch tragenden Frauen und jungen Männern in salafistischem Outfit bestimmt wird. Denn von solchen Stereotype profitiert nicht nur die fremdenfeindliche Rechte, sondern auch der politische Islam.
Als säkulare Muslimin will Lale Akgün auch andere darin bestärken, sich vom konservativen Gebots-Islam der Funktionäre zu emanzipieren. Indem sie sich – gemäß der Grundsätze der Aufklärung – ihres eigenen Verstandes bedient, kommt sie zu einer zeitgemäßen Interpretation des Islams, die nicht mit individueller Freiheit und Gleichberechtigung kollidiert.
Sie beschreibt die Gesichter des politischen Islams und Mechanismen, die dazu führen, dass orthodoxe Strömungen ihren Einfluss ausweiten. Sie reflektiert gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die einen liberalen Islam begünstigen würden, und fordert einen säkularen Staat, in dem alle Religionen ihren Platz haben und gleichberechtigt behandelt werden, aber nicht das öffentliche Leben bestimmen können.

Lale Akgün, geboren 1953 in Istanbul, ist Psychotherapeutin, SPD-Politikerin (ab 2002 für zwei Legislaturperioden im Bundestag, anschließend in der Staatskanzlei NRW), seit 2017 Hochschullehrerin (Senior Researcher im Internationalen Zentrum für nachhaltige Entwicklung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg), journalistische Autorin zeitkritischer und literarische Autorin erzählender, humoristischer Bücher.
Akgün, Lale:
Platz da, hier kommen die aufgeklärten Muslime! : Schluss mit der Vorherrschaft des konservativen Islams in Deutschland. – Aschaffenburg : Alibri, 2018. – 240 S.
ISBN 978-3-86569-298-6
18,00 Euro

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