Formen der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Polen, Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik. Das international sehr beachtete Museum des Zweiten Weltkrieges, das 2017 in der alten Hafenstadt Gdańsk an der Ostsee eröffnet wurde ist ein Beispiel für die Erinnerungskultur in Polen, die in national gesinnten Kreisen auf Ablehnung stieß. Gdańsk ist eine Stadt, die durch ihre Geschichte schon immer als eine weltoffene Stadt geprägt war und eine enge Verknüpfung mit der Gewerkschaftsbewegung Solidarność ein Zentrum der oppositionellen Politik in der Volksrepublik Polen war. Hier entstand nach einer langen Diskussion das Museum des Zweiten Weltkriegs, das die Warschauer Regierung gleich nach der Eröffnung vor zwei Jahren schon wieder abwickeln wollte. Es tobt in Polen ein Kampf um die Deutung der Geschichte in dem es um die Stellung Polens als Teil Europas und der Welt oder aber um einen speziellen polnischen Leidensweg in der Geschichte geht. Diese Leidensgeschichte kann nur in einer nationalen Perspektive ausreichend gewürdigt werden. Andere Opfergruppen und andere Perspektiven werden dadurch ausgeschlossen.
Ein Blick auf die lokalgeschichtlichen Initiativen in Polen zeigt jedoch ein insgesamt buntes Bild, das für den Umgang mit der Geschichte der Deutschen, Juden, Mennoniten und Ukrainer in Polen durchaus als international vorbildlich angesehen werden kann. Das letzte Wort zur polnischen Erinnerungskultur scheint noch nicht gesprochen zu sein. Der Freundschaftsverein lädt ein, einen Blick auf die polnische Debatte zu werfen und diese auch mit Entwicklungen in Deutschland zu vergleichen.
Das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk. Blick auf den Eingangsbereich
Das Museum des Zweiten Weltkrieges. Ein Stein des Anstoßes
Der Platz vor dem Museum erinnernt an Władysław Bartoszewski (1922–2015), den Brückenbauer polnische-deutschen Verständigung