Im Frühjahr des Jahres 2019 verbrachte Pfarrer Christian Uhlstein ein Studiensemester zum Thema „Kirche in einer interkulturellen Welt“ in Jerusalem. Gemeinsam mit Theo Scheiermann, der über Jahrzehnte immer wieder Israel und Palästina besuchte, wird er berichten.
Mit 255 Kirchen und christlichen Stätten, etwa 160 Moscheen und rund 100 Synagogen und Betstuben ist die Altstadt von Jerusalem weltweit die Stätte mit der größten Dichte an Sakralbauten. Menschen aus aller Welt leben hier und in Gesamtjerusalem zusammen und ringen und streiten miteinander nicht nur um das Land, sondern insbesondere um die Deutungshoheit über Geschichte und Gegenwart. Im Gespräch und Zusammenleben mit Menschen verschiedener Religion und kultureller Herkunft, auch auf Reisen durch israelische und palästinensische Gebiete machte er sich ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im Nahen Osten. Er traf dabei auf eine großartige Gastfreundschaft bei Menschen in jüdischen Synagogengemeinschaften, muslimischen Einrichtungen und christlichen Gemeinden. Im Gepäck hat er bei seiner Rückkehr den einfachen Gedanken: „Wir müssen vor allem erst einmal den Menschen im anderen neu entdecken. Dann erscheinen politische und religiöse Themen in einem anderen Licht“.
Küntzel, Matthias:
Nazis und der Nahe Osten : Wie der islamische Antisemitismus entstand / Matthias Küntzel. – Leipzig : Hentrich & Hentrich, 2019. – 269 S. ISBN 978-3-95565-347-7 19,90 Euro |
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1937 kam mit der Broschüre "Islam und Judentum" eine neue Form von Judenhass in die Welt: der islamische Antisemitismus. Die Nationalsozialisten taten alles, um diese neue Hassbotschaft mithilfe ihrer arabischsprachigen Radiopropaganda zu verankern. Das Buch beleuchtet dieses bislang unbekannte Kapitel deutscher Vergangenheit. Es präsentiert neue Archivfunde, die belegen, wie sich das Judenbild im Islam zwischen 1937 und 1948 unter dem Einfluss dieser Propaganda und sonstiger Nazi-Aktiviäten veränderte.
Dieser neue Blick auf die Nahostgeschichte ermöglicht eine präzisere Beurteilung der Gegenwart: Was genau ist "islamischer Antisemitismus"? Wie tritt er gegenwärtig in Deutschland und Frankreich in Erscheinung? Was macht ihn besonders gefährlich? Erst wenn wir begreifen, wie stark die moderne Nahostgeschichte von den Nachwirkungen des Nationalsozialismus geprägt ist, werden wir den Judenhass in dieser Region und dessen Echo unter Muslimen in Europa richtig deuten und adäquate Gegenmaßnahmen entwickeln können. „Dies ist ein großartiges und wichtiges Werk der historischen Forschung, Synthese und Interpretation. [...] Ich kenne kein anderes Werk, sicherlich kein anderes in den letzten Jahrzehnten in Europa und den Vereinigten Staaten verfasstes, das die kausale Bedeutung der Interaktion der Nazis mit den Arabern so überzeugend unter Beweis stellt. ,Nazis und der Nahe Osten' wird besonders bei jungen Wissenschaftlern, Journalisten, Schriftstellern und Bürgern Wirkung zeigen.“ Jeffrey C. Herf Aus dem Inhalt Kapitel I Islamischer Antisemitismus Islamischer Antijudaismus Europäischer Antisemitismus Sayyid Qutb: „Unser Kampf mit den Juden“ Die Charta der Hamas „Al-Aqsa in Gefahr!“ Kapitel II 1937: Das Jahr der Weichenstellung Terror gegen den Teilungsplan Berlin greift ein ◊Islam und Judentum“ Der Kongress von Bludan War es der Mufti? „Prophezeiungen über die Schicksalsschlacht“ Kapitel III 1939–1945: Goebbels auf Arabisch Kurzwellensender Zeesen Im Moslem-Kostüm Judenhass per Radio Aufrufe zum Pogrom Farhud – das Massaker an irakischen Juden Wie wirkte die Radiopropaganda? Exkurs: Die Nazis und der Iran Kapitel IV 1948: Arabisch-Israelischer Krieg Die Muslimbrüder und der Mufti Der erste Nahostkrieg Skrupel der Arabischen Liga Antisemitische Mobilisierung Nachbeben des NS Israels Schuld? Kapitel V Im Namen des Islam „Was hältst du von Adolf Hitler?“ Aktive Ignoranz Islamischen Antisemitismus bekämpfen – aber wie? Ankara und Teheran Epilog: Was die Vergangenheit lehrt Dokument: „Islam und Judentum“ „Der Antisemitismus der arabischen Welt kam aus Berlin, meint der Politikwissenschaftler Matthias Küntzel. In seinem neuen Buch zeigt er, wie die Nationalsozialisten auch auf Radio-Propaganda setzten, um im Nahen Osten Judenhass zu verbreiten. Das wirkt bis heute nach.“ Deutschlandfunk, 17. Oktober 2019 „Wer Küntzels Buch liest, erhält nicht nur einen Einblick in ein oft vernachlässigtes Kapitel deutscher Geschichte. Es bietet auch eine Perspektive auf aktuelle politische Probleme und gesellschaftliche Debatten, die gängige Erklärungsmuster in Frage stellt. [...] Trotz seiner wissenschaftlichen Fundierung ist das Buch im eingängigen Stil eines journalistischen Essays geschrieben und somit auch für Laien ohne Vorkenntnisse gut lesbar.“ Israelnetz, 29. Oktober 2019 |
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