Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Informations- und Gesprächsabend:

Dienstag, den 3. März 2020 um 19.00 Uhr

in der Buchhandlung Lehmkul – Am Markt in Witten

Martyna Bunda: »Das Glück der kalten Jahre«

Eine Veranstaltung mit dem Übersetzer Bernhard Hartmann

Die 1975 in Gdańsk geborene Autorin Martyna Bunda studierte Politikwissenschaft und arbeitete als Journalistin. In ihrem Erstlingswerk ist diese Wurzel noch zu spüren: Ihre Beschreibung dreier Frauenleben im Polen der Nachkriegszeit zehrt von Erfahrungen und Geschichten, die sie als Lokalreporterin in der Kaschubei sammelte. Dort, in dieser besonderen Landschaft und Kulturregion westlich von Danzig, spielt auch die Handlung des Romans, in dessen Mittelpunkt eine Mutter und ihre drei Töchter stehen. In schweren Zeiten versuchen die Frauen, jede auf ihre Weise, ein gelingendes Leben zu führen. Dabei halten sie, wenn es darauf ankommt, trotz aller Konflikte und Widrigkeiten fest zusammen. Martyna Bunda erzählt einfühlsam und mit sicherem Gespür für Komik und Humor davon, wie die vier Frauen aus der von Krieg und Gewalt verursachten Ohnmacht und Gefühlskälte heraus zurück ins Leben finden. Der Übersetzer Bernhard Hartmann erhielt für seine Übertragung des Romans ins Deutsche durchweg positive Kritiken. Er wird das Buch anhand ausgewählter Auszüge vorstellen und im Gespräch über die Arbeit an der deutschsprachigen Fassung berichten sowie Einblicke in die Tätigkeit des Übersetzers als Kultur(ver)mittler in heutiger Zeit und das deutsch-polnische Verhältnis auf dem Feld der Kultur geben.


Smechowski, Emilia: Rückkehr nach Polen : Expeditionen in mein Heimatland

Bunda, Martyna:
Das Glück der kalten Jahre : Roman / Aus d. Polnischen von Bernhard Hartmann. – 1. Aufl.. – Berlin : Suhrkamp, 2019. – 317 S.
ISBN 978-3-518-42887-0
24,00 Euro

Ob ihr Mann das Meer gesehen hat, bevor er 1932 auf der Großbaustelle der Hafenstadt Gdingen tödlich verunglückte, wird Rozela nie erfahren. Von der staatlichen Entschädigung baut sie für sich und die drei Töchter ein SteinhausDiese mit Doppelfenstern, im kaschubischen Dorf eine Sensation. Dort überstehen sie die Schrecken des Krieges. Als die sowjetische Armee gen Westen zieht, bietet das Haus keinen Schutz mehr. Im Keller versteckt, muss Gerta, die älteste, mit anhören, wie ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wird.

Aber die Maxime der Mutter lautete stets: Kopf oben behalten, egal was passiert. Dies beherzigen auch die Töchter, allen voran die leidenschaftliche, lebenshungrige Truda, Sachbearbeiterin im Schifffahrtsamt, deren Mann für Jahre im Gefängnis des Geheimdiensts verschwindet. Ilda, Motorradfahrerin, arbeitet in der Umsiedlungsbehörde und liiert sich spät – mit einem Bildhauer, der ihr seine Ehe mit einer Deutschen verschweigt. Trotz gelegentlicher Ausbrüche, Zerwürfnisse, Trennungen sind Mutter und Töchter in entscheidenden Momenten füreinander da – vier starke Frauen, die in widrigen Zeiten wie Pech und Schwefel zusammenhalten.

Martyna Bunda beherrscht die Kunst, uns die Dinge mit den Augen der Figuren sehen zu lassen. In ihrem aufsehenerregenden Debüt gelingt es ihr, eine weibliche Familiensaga zu erzählen, deren Größe aus dem vermeintlich Kleinen und Alltäglichen erwächst. Naturgemäß kommt die Weltgeschichte nur in Nebensätzen vor, während das Wiedererwachen eingefrorener Gefühle in unvergesslichen Szenen festgehalten ist.

Martyna Bunda, 1975 in Danzig geboren, aufgewachsen in den Kaschuben, studierte Politikwissenschaft und arbeitete viele Jahre als Journalistin. Seit 2012 leitet sie den Lokalteil einer großen polnischen Tageszeitung. Für ihre Reportagen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Das Glück der kalten Tage ist ihr literarisches Debüt. Sie ist Mutter zweier Töchter und lebt in Warschau.





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