Die 1975 in Gdańsk geborene Autorin Martyna Bunda studierte Politikwissenschaft und arbeitete als Journalistin. In ihrem Erstlingswerk ist diese Wurzel noch zu spüren: Ihre Beschreibung dreier Frauenleben im Polen der Nachkriegszeit zehrt von Erfahrungen und Geschichten, die sie als Lokalreporterin in der Kaschubei sammelte. Dort, in dieser besonderen Landschaft und Kulturregion westlich von Danzig, spielt auch die Handlung des Romans, in dessen Mittelpunkt eine Mutter und ihre drei Töchter stehen. In schweren Zeiten versuchen die Frauen, jede auf ihre Weise, ein gelingendes Leben zu führen. Dabei halten sie, wenn es darauf ankommt, trotz aller Konflikte und Widrigkeiten fest zusammen. Martyna Bunda erzählt einfühlsam und mit sicherem Gespür für Komik und Humor davon, wie die vier Frauen aus der von Krieg und Gewalt verursachten Ohnmacht und Gefühlskälte heraus zurück ins Leben finden. Der Übersetzer Bernhard Hartmann erhielt für seine Übertragung des Romans ins Deutsche durchweg positive Kritiken. Er wird das Buch anhand ausgewählter Auszüge vorstellen und im Gespräch über die Arbeit an der deutschsprachigen Fassung berichten sowie Einblicke in die Tätigkeit des Übersetzers als Kultur(ver)mittler in heutiger Zeit und das deutsch-polnische Verhältnis auf dem Feld der Kultur geben.
Bunda, Martyna: |
||||
Ob ihr Mann das Meer gesehen hat, bevor er 1932 auf der Großbaustelle der Hafenstadt Gdingen tödlich verunglückte, wird Rozela nie erfahren. Von der staatlichen Entschädigung baut sie für sich und die drei Töchter ein SteinhausDiese mit Doppelfenstern, im kaschubischen Dorf eine Sensation. Dort überstehen sie die Schrecken des Krieges. Als die sowjetische Armee gen Westen zieht, bietet das Haus keinen Schutz mehr. Im Keller versteckt, muss Gerta, die älteste, mit anhören, wie ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wird. |
||||