Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Liebe ist niemals Sünde!

Stellungnahmen aus der katholischen Kirche zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren

Seit Jahren schwelen in der katholischen Kirche ungelöste Fragen, die sich alle um die Sicht und Bewertung der Sexualität drehen.
Es geht um die Stellung der Frau in der Kirche und das Recht der Frauen, geweihte Ämter zu bekleiden,
es geht um die Anerkennung der sexuellen Diversität beim Menschen, die Tatsache, daß es mehr als nur zwei Formen der Geschlechtlichkeit, Frau und Mann, gibt und daß es viele Formen des sexuellen Selbstverständnisses und der sexuellen Orientierung gibt, also nicht nur die Liebe zwischen Frau und Mann,
es geht um das Zölibat, die erzwungene Ehelosigkeit der Ordensleute und Priester, eine relativ junge Erfindung in der katholischen Kirche,
und es geht um die Aufdeckung, Bestrafung und das Verhindern von Mißbrauch innerhalb der katholischen Kirche.
Fragen, die seit Jahren mit großem Ernst und großem Engagement diskutiert werden und um deren Lösung gerungen wird. Aber die Zeit läuft und der Kirche laufen inzwischen in Scharen die Gläubigen davon.

In dieser Situation hat die Glaubenskongretation der katholischen Kirche in Rom auf die ihr vorgelegte Frage:
„Hat die Kirche die Vollmacht, Verbindungen gleichen Geschlechts zu segnen?“
die Antwort erteilt: „Nein.“

Also keine Segnungen von Fußballmannschaften mehr? Keine Segnung von Militäreinheiten ohne Frauen mehr?

Nein, die Glaubenskongretation versuchte sich tatsächlich mit der Frage der gleichgeschlechtlichen menschlichen Paarbeziehungen auseinanderzusetzten. Und das ging offenbar ziemlich schief.. Zusammen mit der Ablehnung der Segnung durch die Kirche, verwies man in Rom auf den direkten Segen durch Gott. – Ein Aufruf, die Kirche als überflüssig zu betrachten?

Die Antworten aus der katholischen Kirche in Deutschland blieben nicht aus.

Die katholische Kirche in Witten setzte in der Presse, im Internet und vor den Kirchen ein Zeichen, mit dem sie sich von der Sichtweise der Glaubenskongregation deutlich absetzte.


Witten aktuell vom 31.03.2021 • Seite 3


Katholische Kirche weiterentwickeln

In den vergangenen Tagen haben die Seelsorger des Pastoralteams im Pastoralen Raum Witten eine Reihe intensiver Gespräche mit Menschen geführt, die trotz ihrer Verbundenheit mit der Kirche nach und nach an ihr verzweifeln.
Das Problem der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche, die Vorgänge im Erzbistum Köln, das Verbot der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren durch die Glaubenskongregation sind einige Beispiele für Ursachen dieser Gefühlslage. "Wir empfinden ähnlich, und vieles macht uns rat- und sprachlos. Bedingt durch die Pandemie können wir keine Veranstaltungen zu diesen Themen anbieten. So nutzen wir diesen Weg, um Ihnen unsere Gedanken zu schreiben", so Pfarrer Friedrich Barkey weiter.
"Wir erleben unseren Glauben als etwas Befreiendes und unsere persönliche Beziehung zu Gott als von Liebe getragen. Der Glaubensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche anzugehören heißt für uns: Wir leben den Glauben in Beziehung miteinander, wir leben aus und mit dem Wort der Heiligen Schrift und der Tradition unserer Kirche. Ein lebendiger Glaube fragt stets danach: Wie kann ich Jesus Christus heute verkünden? Selbst Papst Franziskus hat von der Kirche gesprochen, die keine Angst vor Veränderung haben darf."

Sexualisierte Gewalt

"Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche muss weitergehen", erklärt er weiter. "Kirche darf sich dabei nicht nur auf juristische Gutachten beschränken, sondern muss die Ursachen benennen und verändern. Viele Bistümer – auch wir in Paderborn – sind bereits auf einem ehrlichen und guten Weg. Das macht Hoffnung."
Die Lehre der Kirche benötige "dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität", so der Bischof von Essen im Brief an seine Gemeinden vom 19. März. Dass Rom die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren und aller Beziehungen außerhalb der katholischen Ehe mit mittelalterlichen Argumenten ablehnt und fundierte Erkenntnisse der heutigen Humanwissenschaften ignoriert, zeige die Entfremdung von der Lebenswirklichkeit. "Liebe ist niemals Sünde, und ein Segen ist immer Zusage Gottes zur Liebe. Schon mehr als 2000 Seelsorgerinnen und Seelsorger haben in Deutschland gegen das Schreiben bereits in einem offenen Brief Stellung bezogen. Das macht Mut."

"Liebe ist niemals Sünde"

"In wenigen Tagen ist Ostern: Wir dürfen das Leben feiern. Wir feiern Wandlung – im eucharistischen Mahl, vom Tod in Leben, aus Hoffnungslosigkeit in Aufbruch. Bitten wir gemeinsam Gott darum, dass wir alle lernen, die Liebe Gottes sichtbar zu machen und dabei keinen ausgrenzen; dass Menschen Zuversicht finden in einem lebensbejahenden und frohmachenden Glauben. Denn das ist Kirche Gottes: voller Leben und Liebe. Und deshalb gehören wir dazu!"
Als Zeichen der Solidarität will das Pastoralteam an den Wittener Kirchen die Regenbogenfahne in den kommenden Tagen hissen.


Pfarrer Barkey kommentiert Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften

https://www.youtube.com/watch?v=FZ1x8hMIRtU

Katholisch in Witten




Bereits am 17.03.2021 hatte sich der Generalvikar Alfons Hardt des Erzbistums Paderborn mit der Bitte um einen differenzierten Dialog zu Wort:

Am Montag, 15. März 2021, hat die Kongregation für die Glaubenslehre in Rom ein “Responsum ad dubium ?ber die Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts” veröffentlicht. Zu den Reaktionen auf die Verlautbarung sagt Generalvikar Alfons Hardt:

“Viel und zunehmenden Unmut gibt es über die jüngste römische Verlautbarung, der zufolge eine kirchliche Segnung der Verbindung gleichgeschlechtlicher Beziehungen nicht möglich ist. Menschen empfinden diese Feststellung als ausgrenzend und diskriminierend. Das macht mich betroffen. Zumal es die selbstverständliche und auch durch die römische Erklärung ausdrücklich nicht in Frage gestellte kirchliche Praxis verdunkeln kann, Menschen, wenn sie einen Segen erbitten, dem Schutz und der Hilfe Gottes anzuvertrauen. Für mich ist die Auseinandersetzung mit Fragen zum Umgang mit gleichgeschlechtlicher Liebe und den daraus erwachsenen Beziehungen nicht beendet. Die Diskussion und das Ringen, gemeinsam und miteinander Wege zu finden, gehen weiter. Es gibt keine einfache Antwort. Wir müssen weiter sprechen und bei komplexen Zusammenhängen weiter differenzieren. Das braucht Zeit und erfordert Geduld.

Wichtig erscheint mir, dass wenn es um die Beziehung zwischen Gott und Schöpfung, Gott und Mensch geht, nicht einfach Wahrheit und Wirklichkeit als Alternativen gegenüber gestellt werden können angesichts der vielfältigen Schattierungen dieser Welt und des menschlichen Lebens, die man wahrnehmen kann. Realität kann nicht das Ergebnis einer ultimativen Entscheidung zweier unverbundener Gegenpole sein. Ich wünsche mir, dass wir als lebendige und vielfältig ausgestaltete Glaubensgemeinschaft immer deutlicher Zeichen setzen können, dass es aus dem Glauben heraus in unserer Kirche keine Diskriminierung des menschlichen Lebens gibt und geben darf. Da beobachte ich ein gutes Gespür gerade der jüngeren Generationen. Das freut mich und darauf möchte ich setzen. Besonders die Gläubigen möchte ich ermuntern: Rennt nicht auseinander, bleibt zusammen und sprecht miteinander.”

https://www.erzbistum-paderborn.de/aktuelles/ringen-um-gemeinsame-wege-geht-weiter/




Mehr als 1.000 Seelsorger wollen weiter homosexuelle Paare segnen

Klarer als die Ansage aus Rom geht es kaum: "Nein", heißt es auf die Frage nach der Segnung für homosexuelle Paare. Doch es regt sich Widerstand: Ein Paderborner Pfarrer und ein Würzburger Hochschulseelsorger haben über 1.000 Seelsorger zusammengebracht, die weiter segnen wollen.

https://www.katholisch.de/artikel/29119-mehr-als-1000-seelsorger-wollen-weiter-homosexuelle-segnen




Stellungnahme zum „Responsum“ der Glaubenskongregation

Insgesamt 278 Professorinnen und Professoren der katholischen Theologie aus dem deutschen Sprachraum haben bis zum 29. März 2021 eine Stellungnahme unterzeichnet, die von einer Arbeitsgruppe an der Universität Münster entworfen wurde. Die Stellungnahme distanziert sich von dem jüngsten Responsum der Glaubenskongregation, das die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften für theologisch unmöglich erklärt.

Am Montag, 15. März 2021, veröffentlichte die Glaubenskongregation ein Responsum, in dem sie die Möglichkeit zur kirchlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Partner-schaften bestreitet. Hierzu nehmen wir als Professorinnen und Professoren der katho-lischen Theologie Stellung.
Der „Erläuternden Note“ zum Responsum und dem zeitgleich veröffentlichten „Kom-mentar“ mangelt es an theologischer Tiefe, an hermeneutischem Verständnis sowie an argumentativer Stringenz. Werden wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und nicht rezipiert, wie es in dem Dokument der Fall ist, untergräbt das Lehramt seine ei-gene Autorität.

Der Text ist von einem paternalistischen Gestus der Überlegenheit geprägt und diskri-miniert homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe. Von dieser Position distan-zieren wir uns entschieden. Wir gehen demgegenüber davon aus, dass das Leben und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott nicht weniger wert sind als das Leben und Lieben eines jeden anderen Paares.

In vielen Gemeinden erkennen Priester, Diakone und andere Seelsorger und Seelsor-gerinnen homosexuell lebende Menschen an, auch indem sie Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare anbieten und über angemessene liturgische Formen sol-cher Feiern reflektieren. Wir begrüßen diese würdigenden Praktiken ausdrücklich.

https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fb2/zentraleseiten/aktuelles/stellungnahme_endform.pdf





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