Als 1905 zum ersten Mal das zerbrochene Gewehr als Symbol verwendet wurde, hatte das Deutsche Reich schon seit Jahrzehnten keinen Krieg mehr geführt. Aber die Aufrüstung und Militarisierung der Gesellschaft, die Erziehung zum Kadavergehorsam, zum Töten und Sterben „für‘s Vaterland“ fand breite Unterstützung in der Gesellschaft. Widerspruch war dringend notwendig. Aber erst nach dem Ersten Weltkrieg, 1921, wurde die Internationale der Kriegsdienstgegner (War Resisters‘ International, WRI) als pazifistischer Verband gegründet. „Der Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Deshalb sind wir entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und die Beseitigung aller Kriegsursachen anzustreben.“
Wie aktuell diese Grundsatzerklärung der WRI heute noch ist, zeigt ein Blick auf die deutsche Beteiligung an Kriegen und die deutschen Waffenexporte. Von Anfang an waren auch Frauen in der pazifistischen Bewegung aktiv, wie zum Beispiel Bertha von Suttner, die Gründerin der Deutschen Friedensgesellschaft. Unter dem Friedenssymbol fanden Pazifisten unterschiedlicher Weltanschauung zusammen. Der Referent, Soziologe an der Universität Münster, Redakteur der Zeitschrift »Graswurzelrevolution« und heute Mitarbeiter im Archiv für alternatives Schrifttum in Duisburg, wird einen Schwerpunkt auf die Darstellung des oft vergessenen libertären, herrschaftskritischen Antimilitarismus legen, der die „Errichtung einer gewaltlosen Ordnung an Stelle der organisierten Gewalt“ anstrebt.
Was dieses Konzept eines politischen Antimilitarismus zur aktuellen gesellschaftlichen Debatte um den Krieg in der Ukraine, um Aufrüstung und Aufstockung des Militäretats zu sagen hat, soll sich in der Diskussion im Anschluß an den Vortrag zeigen.