Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.


Reisebericht 2001
Die Backsteingotik des nördlichen Weichsellandes

Pelplin

1276 wurde die Zisterzienser-Abtei in Pelplin, im Süden von Tczew von Mönchen aus dem Mutterkloster Doberan (Mecklenburg) gegründet.

In langer Bauzeit- über 200 Jahre- wurde der überraschend gewaltige und imposante Kirchenbau nach fast einheitlichem Plan errichtet.

In Grundzügen lehnt sich zwar die Bauplanung an das Vorbild des Mutterklosters Doberan an, z.B. zwei-jochiges giebelgekröntes Querschiff, aber die Ostpartie ist nach dem Urvorbild der Abteikirche Cluny II gerade geschlossen und nicht mit einem polygonalen Kapellenkranz, wie in Doberan.

Am Außenbau fällt der etwas krasse Gegensatz auf zwischen dem eigentlichen Kirchenbau, der in strengen Formen der hohen Backsteingotik fast ohne Zierelemente errichtet ist und dem relativ kleinteiligen Baudekor der vier mächtigen Giebel, die jedoch aus sehr einfachen geometrischen Grundelementen backsteinmäßig zusammengesetzt sind, unter Verwendung nur sehr weniger Formsteine.
Außerdem fällt in der Nahsicht am Außen- wie am Innenbau die ungewöhnlich präzise Bautechnik und die Maßgenauigkeit des Ziegelmaterials auf.

Im Innenraum überrascht die gewaltige Höhe des Mittelschiffs von 29 Metern, die herrlichen Sterngewölbe und die mächtigen unverputzten Achteck-Pfeiler. Zur Strenge der zisterziensischen Klosterarchitekur gehört die glatte Wandgestaltung der sogen. Triforienzone.

Zwischen den Pfeilern, wie beim Vorbild Doberan sind die Arkaden eines virtuellen Triforiums nur aufgemalt. Hier, wie in anderen Großkirchen des Weichsellandes wird der Raumeindruck in geradezu theatralischer Weise bestimmt durch Altäre, Epitaphien, Gestühle und Orgelprospekte von der Spätrenaissance über Barock bis zum Rokoko.

Aber auch einige Gestühle und Schnitzereien der Hoch- und Spätgotik haben sich, trotz aller geschichtlichen Ereignisse der früheren Jahrhunderte erhalten; dazu kommen noch Einzelstücke der Neugotik.

Insgesamt ist die Raumwirkung des Inneren bestimmt durch die Renovierung von 1894-1899; der Außenbau wurde zuletzt 1992 überholt, als diese Kirche zur Bischofs-Kathedrale erhoben wurde in einem Bistum, das von dem Groß-Bistum Kulm (Chelmno) als eigenes Bistum ausgegliedert wurde.

Die mittelalterlichen Klostergebäude sind im Laufe des 17. 18 .und beginnenden 19. Jahrhunderts durch spätere Bauten ersetzt worden oder verschwanden für immer.

Wilhelm Römermann