Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.


Reisebericht 2001
Die Backsteingotik des nördlichen Weichsellandes

Der Dom zu Frauenburg

Die Stadt mit dem befestigten Domberg von Frauenburg (Frombork) liegt direkt am Frischen Haff am Nordostrand der Elbinger Höhen.
1945 wurde die kleine Stadt schwer zerstört, der Domberg blieb bis auf ein Gebäude glücklicherweise unversehrt.

Von 1329 bis 1388 wurde in einem Zuge und nach völlig einheitlichem Plan die große hochgotische Hallenkirche als Backsteinbau errichtet. Dieser erzbischöfliche Dom, seit 1992 "Archikathedrale" des Erzbistums Ermland, ist in seinen gewaltigen Dimensionen mit 97 m Länge, 22 m Breite und 16,5 m Höhe eine der eindrucksvollsten Konstruktionen der Backsteingotik. Von geringen barocken Ergänzungen am Außenbau abgesehen, bietet sich der Bau so dar, wie er gegen Ende des 14. Jahrhunderts fertiggestellt wurde.

Besonders monumental wirkt die Westseite mit der vorspringenden Portalvorhalle und dem reich gegliederten Dreiecksgiebel, hinter dem sich das riesige Satteldach des Domes erhebt. Trotz seiner scheinbaren Kompliziertheit in den Einzelformen ist der Giebel von wenigen Grundtypen an Formsteinen bestimmt. Formstreng und doch zierlich bei aller Monumentalität wirkt die ganze Fassade, die von zwei schlanken achtseitigen Treppentürmen mit überhohen Spitzen gerahmt wird.

Die Langseiten der achtjochigen Halle sind in einfachen konstruktiven Formen gehalten; die Fenstermaßwerke sind in Sandstein gehauen. Der älteste Teil des Domes, der rechteckig abschließende Langchor, hat schon Sterngewölbe, wohl nach dem Vorbild der Jacobikirche in Thorn, die um 1300 die ersten nachweisbaren Sterngewölbe der Backsteingotik im gesamten Ostseegebiet zeigt.

Der Frauenburger Dom hat ein nur mäßig hohes Mittelschiffsgewölbe in reichen Sternformen; die massiv gemauerten achtkantigen Pfeiler sind ohne Profile und Kapitelle errichtet; eine neugotische Bemalung mildert den ursprünglich wohl rustikaleren Eindruck mit Sichtmauerwerk (vgl. Pelplin).

In der Spätrenaissance begann die heute überreiche Ausstattung des Inneren mit großen Schnitzaltären; diese Tradition wurde in der Barockzeit noch ergänzt und bereichert durch monumentale Marmoraltäre. Der Zusammenklang zwischen den verschiedenen Stilrichtungen ergibt ein imposantes Bild eines ständig intensiv genutzten Kultraumes. Die streng-kühle, geometrisch bestimmte Form der Backsteingotik bildet den Rahmen für eine fast theatralisch anmutende, überreiche, sehr farbenfrohe Ausstattung mit Altären von der Renaissance bis zum Spätbarock; von der ursprünglich gotischen oder spätgotischen Ausstattung haben sich wegen der bewegten Geschichte dieser Kirche und durch geschichtliche Ereignisse nur wenige Zeugnisse erhalten.

Bemerkenswert ist die Dombefestigung aus dem 14. und 15. Jahrhundert und der mächtige Glockenturm an einer Ecke des Mauerberings.

Interessant ist ferner das Dommuseum mit archäologischen und kunstgeschichtlichen Zeugnissen und der Erinnerung an den berühmtesten Domherren von Frauenburg, den Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543).

Wilhelm Römermann