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Nr. 131 / RUHR-NACHRICHTEN                 PFINGSTEN 1960

Witten grüßt die Dirschauer Gäste

Heute beginnt das Heimattreffen der Vertriebenen In unseren Mauern

Unseren Dirschauer Patenkindern zum Gruß! Namens des Rates und der Bürger der Stadt Witten rufen wir allen Heimatvertriebenen aus der Stadt und dem Kreise Dirschau zu dem ersten großen Heimattreffen aus Anlaß des 700jährigen Bestehens der Stadt Dirsdiau ein herzliches Willkommen zu! Wir freuen uns ganz besonders, daß wir die Patenschaft gerade rechtzeitig übernommen haben, um den vertriebenen Dirschauern für das Jubiläum ihrer durch die Wirren des Krieges so unerreichbar fern liegenden Heimatstadt Dirschau unsere ganze Stadt mit all ihren Einrichtungen für dieses Heimattreffen zur Verfügung stellen zu können.

Aber es soll und darf nicht nur dieser besondere Anlaß sein, der die Dirschauer in ihre Patenstadt führt. Mit Uebernahme der Patenschaft durch den Rat der Stadt Witten am 30. September 1958 war auch zugleich der, Wunsch und die Hoffnung verbunden, den Patenkindern in unserer Stadt ihre regelmäßigen Heimattreffen zu ermöglichen. Dieser Gedanke ist auch in der den Dirschauern bei der Patenschaftsübernahme überreichten Patenschaftsurkunde feierlich verbürgt worden: Die Stadt Witten will allen vertriebenen Dirschauern Mittelpunkt ihres gei-
stigen und kulturellen Zusammenlebens sein!

Die große Freude des Wiedersehens und der Begegnung mit den Menschen ihrer Heimat darf uns aber nicht vergessen lassen, daß uns der zweite Weltkrieg auch 15 Jahre nach seinem Ende neben der Vertreibung aus ihrer Heimat noch ein zweigeteiltes Deutschland als bitteres Erbe hinterlassen hat. Unsere Gedanken eilen daher in dieser Stunde zu den Menschen im anderen Deutschland, denen noch immer das höchste Gut des Menschen, die Freiheit, vorenthalten wird, eilen zu den vertriebenen Dirschauern in der Zone, die neben ihrer Heimat auch noch ihre Freiheit zu beklagen haben. Diesen Dirschauer Bürgern, denen eine Teilnahme am Heimattreffen durch ein rücksichtsloses Regime versagt wird, gelten unsere ganz besonderen Wünsche und unsere herzlichsten Grüße.

Allen Dirschauern, denen vergönnt ist, heute nach Witten zu kommen, wünschen wir, daß sie sich in unserer Stadt zu Hause fühlen und einige Stunden der Besinnung und inneren Freude durch das Wiedersehen mit ihren Freunden und Bekannten aus der Heimat erleben.

Die Wittener Bürger werden das ihre dazu beitragen, diesem Heimattreffen ein würdiges Gepräge zu geben. Die Wittener werden ihre Patenkinder offenen Herzens und mit offenen Armen aufnehmen.

Witten, Pfingsten 1960

Reincke                                       Dr. Dreidoppel
Oberbürgermeister                         Oberstadtdirektor