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Die Kinder von Buchenwald :Texte und Zeichnungen von Überlebenden / zusammengetragen und bearbeitet |
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Das Manuskript des vorliegenden Bandes hat der Gelsenkirchener Autor Rainer Horbelt (1944-2001) noch zu Lebzeiten druckfertig abgeschlossen. Einer Veröffentlichung kam der plötzliche Tod des Schriftstellers zuvor. Horbelts Nachlass wurde durch Vermittlung Hugo Ernst Käufers vom Westfälischen Literaturarchiv im Westfälischen Archivamt, Münster, übernommen.
Horbelts Werk schildert auf eindrucksvolle und außergewöhnliche Weise schicksalhafte Leidenswege jüdischer Kinder und Jugendlicher während der deutschen NS-Diktatur. Die Besonderheit ist, dass Horbelt auf authentische Quellen von Überlebenden zurückgreift. Im Konzentrationslager Buchenwald hatten 904 Kinder und Jugendliche als Zwangsarbeiter überlebt, während ihre Eltern und Verwandten dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen sind. Einige Hundert der Kinder wurden wenige Monate nach der Befreiung in die Schweizer Berge gebracht, wo sie sich von den Leiden und Entbehrungen erholen sollten. Dort entstanden - auch als Versuche der Therapie - Briefe, Zeichnungen, Gedichte und Erinnerungen, die von einem der damaligen Betreuer gesammelt wurden. Rainer Horbelt hat die Zeugnisse für diesen Band zusammengestellt und mit Erläuterungen und verbindenden Passagen versehen.
Inhaltsverzeichnis: |
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• Vorwort
• Eine Chronik der Juden-Verfolgung in Deutschland seit 1933 • Deutschlands Lage im Zweiten Weltkrieg seit 1939 • Die schauderlichsten Tage in meinem Leben • Gezeichnete Qualen • Auschwitz • Ein Gedicht • »Manchmal, da wünschte ich selbst mir den Tod...« • Eine Geschichte aus Auschwitz • 1943/44 - Deutschlands Lage im Zweiten Weltkrieg • Todesmarsch I • Groß-Rosen • Todesmarsch II • Eine kurze Chronik des KZ Buchenwald • Lager-Alltag • Zwangsarbeit • Hunger • Lager-Krankheiten • Die Mordbaracke |
• Der erste Augenblick der Freiheit |
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Im Nachlass von Rainer Horbelt (1944 - 2001) fand Autorenkollege Hugo Ernst Käufer ein Manuskript nebst Zeichnungen über "Die Kinder von Buchenwald".
Die Texte und Illustrationen von Überlebenden sind ein Dokument der Hoffnung und des nie erlahmenden Mutes von Menschen, die in eine Ausnahmesituation gerieten und mit dem Tod im KZ konfrontiert wurden.
Gefördert von der Literaturkommission für Westfalen, konnte nun die kostbare Sammlung erscheinen. Sie sollte zur Pflichtlektüre an Schulen werden.
Denn dieses "Es war einmal", wie die Titelzeile von KZ-Nummer "127003" lautet, offenbart Schmerz und Pein, aber auch (Über-) Lebenswillen und Inferno-Überwindung. Kinder, die unter dem Nazi-Terror Zwangsarbeit verrichteten und erleben mussten, wie ihre jüdischen Eltern hingerichtet wurden, reagieren ebenso verletzt wie visionär auf die Schreckenssituation.
Der Schweizer Alfred Ledermann, der nach dem Krieg in Deutschland viel Gutes tat, hat die Selbstzeugnisse zuerst gesammelt.
Horbelt wählte sie aus, kommentierte sie erläuternd, kombinierte Text und Skizzen als Tagebuch des Grauens. In einem Beitrag heißt es: "Drei Tage, drei Tage. Es ist genug zu erzählen. In dieser Zeit verloren Tausende das Leben." Welch' Aussage eines Kindes.
Hans-Jörg Loskill
info R. Horbelt: Die Kinder von Buchenwald.
Aisthesis-Verlag, 196 S., 17,80 Euro
Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 7. 11. 2005