Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Informations– und Gesprächsabend

Donnerstag, den 28. 8. 2008 ab 18.30 Uhr

im Gewerkschaftshaus der Industriegewerkschaft Metall in Witten

Frieden für Europa?
Die geplante US-Raketenabwehr in Polen

Eine Veranstaltung mit
Dr. Daria W. Dylla, Politikwissenschaftlerin am Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik der Universität zu Köln
und
Dr. Peter Strutynski, Politikwissenschaftler der Universität Kassel, AG Friedensforschung an der Uni Kassel

In diesen Wochen wurden die Verhandlungen mit der polnischen Regierung über die Errichtung eines US-Raketenschutzschildes in Polen abgeschlossen. Nachdem die USA im Jahre 2002 den Vertrag zur Begrenzung von Raketenabwehrsystemen (ABM-Vertrag) gekündigt haben, bereiten sie den Aufbau einer Raketenabwehr in Mitteleuropa vor. Teile dieses Systems sollen in Tschechien und in Polen stationiert werden. Geplant ist die Stationierung von Anti-Raketenwaffen in der Nähe der Stadt Supsk in Nordpolen, nordwestlich von Tczew, unserer polnischen Partnerstadt.
Aus diesem aktuellen Anlaß wollen wir mit unserer Veranstaltung über diese, in unseren beiden östlichen Nachbarländern heiß umstrittene Frage, informieren und sie auch selber diskutieren.
Die polnische Politikwissenschaftlerin, Dr. Daria W. Dylla, wird den Verlauf der Verhandlungen zwischen den USA und Polen, sowie die polnischen Motive für eine Beteiligung an dem US-Raketenschirm, darstellen. Dr. Peter Strutynski ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Friedensforschung, in der verschiedene Fachrichtungen der Universität Kassel zum Thema Friedens- und Konfliktforschung zusammenarbeiten und wird besonders über die Risiken und Folgen der Stationierungen in Mitteleuropa sprechen.
Mit diesem Informations- und Gesprächsabend wollen wir einen Beitrag für das gegenseitige Verständnis von Deutschen und Polen leisten und der Debatte über die Gestaltung des Friedens und der Sicherheit in Europa Raum geben, da diese Fragen den Rahmen bilden, in dem Städtepartnerschaft überhaupt erst stattfinden kann.

Das Gewerkschaftshaus der IGM in der Hans-Böckler-Str. 12 ist vom Hauptbahnhof aus, in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
Vom Wittener Rathaus aus ist die Hans-Böckler-Straße mit der Straßenbahn der Linie 310, die durch die Bahnhofstraße in Richtung Witten Heven Dorf fährt, zu erreichen. Das Gewerkschaftshaus liegt zwischen der Haltestelle "Hans-Böckler-Straße" und "Sprockhöveler Straße".

Von 18.30 bis 19.00 Uhr bieten wir
Informationen über die Städtepartnerschaft mit Tczew sowie
Berichte über die Diskussion der Stationierungspläne und über
Aktionen der Friedensbewegung in Polen.




Am Montag, dem 1. September, beginnt um 17.00 Uhr auf dem Rathausplatz die Veranstaltung zum Antikriegstag, zu der auch der Freundschaftsverein aufruft. Bei der Gedenkveranstaltung am Mahnmal im Lutherpark sprechen u. a. Manfred Müller, Geschäftsführer der IG Metall in Witten.




Deutsch-Polnischer Diskussionsabend über Frieden und die Zukunft Europas

Freundschaftsverein lud zum Gesprächsabend über die US-Raketenabwehr in Polen


Die Veranstaltung über die US-Raketenavwehr am letzen Donnerstag fand im Gewerkschaftshaus der IG-Metall statt. Zuerst bot der Freundschaftsverein Tczew - Witten einige Informationen über die polnische Partnerstadt Tczew, die Arbeit des Vereins und die Reisen nach Polen, bevor die beiden eingeladenen Politikwissenschaftler ihre Stellungnahmen zum Thema des Abends gaben.
Unter dem Titel "Frieden für Europa? - Die US-Raketenabwehr in Polen" sprachen sie über die in der letzten Woche zwischen Polen und den USA unterzeichneten Vereinbarung.
Ausgehend von der Argumentation der US-Adminitration, es wäre notwendig, sich gegen einen möglichen Raketenangriff aus dem Iran oder aus Nordkorea zu schützen, stellte die polnische Referentin, Frau Dr. Daria Dylla, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln, die Geschichte der Verhandlungen dar. Sie betonte dabei auch die besonders günstige Lage Polens, weil von Polen und Tschechien aus, die Flugbahn der Raketen einsehbar sei und so eine bessere Möglichkeit zur Reaktion gegeben sei.
Hierzu ergaben sich schon erste Meldungen aus dem Publikum, die aber noch den Beitrag des Co-Referenten, Dr. Peter Strutynski, Politikwissenschaftler von der Universität Kassel abwarten mußten. Dr Strutynski ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Friedensforschung der Universität und ging besonders auf die Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben von Staaten mit unterschiedlichen Interessen ein. Hierzu gehört die Anerkennung der nationalen Interessen aller Staaten wie sie in der Charta der Vereinten Nationen mit dem Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker beschrieben wurde.
In der Diskussion die mit großem Engagement, aber sachlich und fair geführt wurde, wurde auf einige noch ungeklärte Fragen hingewiesen.
Bei der Frage, ob es denn den USA bei der Raketenabwehr wirklich um die so genannten "Schurkenstaaten" gehe und warum dann eine Kooperation mit Russland abgelehnt würde, stellte sich im Gespräch heraus, dass es in Wahrheit doch nur um die Machtstellung der USA gehe. Der Standpunkt der polnischen Regierung akzeptiere die alleinige Vormachtstellung der einzigen Weltmacht USA. Die polnische Referentin bedauerte zwar auch, dass die Politik der USA, die immer wieder bereit seien, mit jeglichen Diktatoren zusammenzuarbeiten, um ihre Interessen durchzusetzen, aber sie ging davon aus, dass nur die Unterordnung unter diese alleinige Weltmacht einen Einfluß auf die USA ermögliche und der Friede in Europa nur durch eine US-amerikanische Beteiligung an der Machtbalance in Europa gewahrt werden könne.
Mit dieser Meinung stand sie auch im Kreise der polnischstämmigen Gäste, sehr alleine. In dem so dargestellten Modell der internationalen Politik gab es Raum für den militärischen Faktor, aber die Lösung der realen Probleme der Menschheit, Unterentwicklung, Klimawandel, wachsender Fundamentalismus und nationaler Fanatismus wurden nicht als Grundlage für das internationale friedliche Zusammenleben angesehen.
Hier gab es grundsätzlichen Widerspruch. Gerade mit seinen Feinden müsse man reden, wenn man zum Frieden kommen wolle. Und ein Zusammenleben braucht für alle verbindliche Regeln. Ein grundlegendes Problem wurde auch im Umgang mit der Frage der Demokratie gesehen. So hatten auch die Umfragen in Polen zu keinem Zeitpunkt eine Mehrheit für die amerikanischen Stationierungen ergeben.
Bei diesem Gesprächsabend, in dem aufgrund der Kürze der Zeit viele Fragen nur angeschnitten, aber nicht gelöst werden konnten, zeigte sich, welche elementare Bedeutung die Grundlagen der Städtepartnerschaft, Frieden, Völkerverständigung und
Demokratie auch in der großen Politik haben.
Zum Schluß der Veranstaltung freuten sich beide Referenten über ein kleines Geschenk. Die Stadtwerke Witten hatten sich als Sponsor erlaubt, mit Hightech-Regenschirmen darauf hinzuweisen, dass wir in Witten mit russischem Gas heizen und ein großes Interesse an friedlichen Beziehungen in Europa haben.





Wir danken für die Unterstützung bei der Vorbereiung der Veranstaltung:


DAG-MAR Imbiss. Holzkampstraße 1. Deutsch-Polnische Küche


Impuls

Am Markt 5

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Telefon 02302 / 202 1957


IG Metall Verwaltungsstelle Witten


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