Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V.



Gemeinsame Verantwortung für Europa

Polen - NRW Jahr in Essen eröffnet – »Dialog mit der Zukunft«

Am Donnerstag, den 24. März 2011 wurde in Essen auf der Zeche Zollverein unter hochrangiger deutsch-polnischer Beteiligung das »Polen-Nordrhein-Westfalen-Jahr 2011/2012« von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eröffnet. In den Redebeiträgen und der anschließenden Diskussion wurde über den Stand der Beziehungen beider Länder zwanzig Jahre nach Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages und einen Monat vor der Erweiterung der Freizügigkeit für polnische Arbeitnehmer in Deutschland reflektiert.

Der lange Weg zum Miteinander

Die Ministerpräsidentin betonte in ihrer Rede, dass es nach den Verbrechen des Zweiten Weltkrieges keineswegs eine Selbstverständlichkeit sei, dass die heutigen Beziehungen beider Länder so gut seien. Polen habe Deutschland trotzdem wieder die Hand gereicht. Neben der Rolle des deutschen Politikers Willy Brandt mit seiner Politik des Wandels durch Annäherung hob sie den Drang zur Freiheit der Polen und den großen Mut der politischen Streikbewegung hervor, die die politische Wende 1989 möglich gemacht hat. Die Anerkennung der polnischen Westgrenze im Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrag von 1991 eröffnete die Möglichkeit zu einem andauernden Dialog. In Anerkennung der vielfältigen Kontakte auf allen Ebenen, Städte-, Schul- und Hochschulpartnerschaften, sagte Frau Kraft: »Sie füllen unsere Nachbarschaft mit Leben. Kooperation auf der politischen Ebene funktioniert nur dann, wenn sie von Menschen wie ihnen allen auch getragen wird.«

Wladyslaw Bartoszewski: Ich beschäftige mich hauptberuflich mit den Deutschen

Ende der 1950er Anfang der 60er Jahre kamen mit der Aktion Sühnezeichen erste junge Menschen aus der Deutschen Demokratischen Republik nach Polen und besuchten das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz. Herr Bartoszewski, der als Journalist in Krakau bei der katholischen Wochenzeitschrift »Tygodnik Powszechny« arbeitete, wurde von seinen Kollegen, wegen seiner Deutschkenntnisse und weil er selber Häftling in Auschwitz gewesen war, ausgewählt, die deutschen Gäste zu betreuen. »Auf diese Weise war ich zum ersten Mal nach langjähriger Pause aufs neue in Auschwitz mit den Deutschen, christlich und human motivierten jungen Menschen, die alle geboren waren nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit der Zeit hat das angefangen und das dauert bis heute, so beschäftige ich mich hauptberuflich mit den Deutschen.«

Staatssekretär Wladislaw Bartoszewski, Beauftragter des Premierministers der Republik Polen für internationale Fragen. Foto: Magdalena Sadowska
Herr Bartoszewski der 1922 in Warschau geboren wurde, Historiker und Publizist von Beruf und bekannt ist als einer der polnischen Politiker, die sich in der polnischen Bürgerrechts- bewegung für eine Versöhnung mit den Deutschen stark gemacht hat, hatte 1995 als erster polnischer Außenminister vor dem deutschen Parlament gesprochen. Er berichtete von seiner ersten Reise 1965 nach Deutschland, als er vor 46 Jahren nach Köln kam. Diese Einladung des Westdeutschen Rundfunks legte einen Grundstein für die langfristigen Kontakte mit der Bundesrepublik Deutschland. Er erwähnte die sehr schwierigen gesellschaftlichen Prozesse in Deutschland und in Polen, die mit den Stichworten Ost-Denkschrift der Evangelischen Kirche Deutschlands und des Hirtenbriefes der polnischen katholischen Bischöfe mit der Aussage, »Wir vergeben und wir bitten um Vergebung« gekennzeichnet wurden.

Zur Illustration seiner Ausführungen über die zentrale Bedeutung des Dialogs erzählte er mit Gelassenheit und humorvoll eine Anekdote über seine Erfahrungen mit den ursprünglichen Bewohnern der deutschen Länder, aus der Zeit, als er Professor an einer bayerischen Hochschule war.
Abends beim Wein in einer Gaststube war er der einzige Ausländer und Weintrinker. Ein anderer Gast fragte Ihn: »Sie ein polnischer Professor?« »Ja.« – »Dann sind sie katholisch?« »Ja.« – »Dann glauben sie an Maria?« »Ja.« – »Ja dann Prost!«. –

Bartoszewski führte hierzu aus, dass der Dialog, der auf dem Feld der universellen Sprache der Kunst und Kultur geführt wird, besonders wichtig ist, weil er eine äußerst wichtige Wissensquelle ist über die Werte und Normen, die von Vertretern anderer Kulturen respektiert werden. Ein solcher Dialog hilft uns gleichzeitig, mehr über uns selbst und unsere Kulturtraditionen zu erfahren. Dies sollte eigentlich keine zu schwierige Aufgabe sein, da sich die Polen und Deutschen im Grunde genommen in vielen Dingen sehr ähnlich sind. »Unsere Avantgarde ist ähnlich, unsere Verrücktheiten sind ähnlich, unser Extreme sind auch ähnlich, also das ist mehr langweilig als unterschiedlich.«

Nach zwanzig Jahren Bestehen des Nachbarschaftsvertrages sei es wichtig, zu schauen, »was man gut getan hat, was man schlecht getan hat, was man nicht getan hat, was man aber tun sollte oder nicht.« Er betonte, dass diese freundliche 'Abrechnung' in der europäischen Familie stattfinden würde. Die Situation hat sich seit dem Vertragsabschluß geändert, die Bindung hat sich seitdem verändert. Die Deutschen haben mit den Polen einen neues Familienmitglied innerhalb der europäischen Union bekommen. Und man muß sich ein wenig interessieren für die Tradition der Familie, für die Denkart der Familie, dass ist auch in einer normalen menschlichen Familie so. Und er fügte hinzu: »Dialog bedeutet auf Gegenseitigkeit zu bauen«, wie der polnische Philosoph Józef Tischner sagte.


Ein gemeinsames Europa biete Chancen für alle

Die Ministerpräsidentin Frau Kraft zeigte sich zuversichtlich, dass die Arbeitnehmerfreizügigkeit sich positiv auswirken würde.
Herr Bartoszewski nahm zu diesem Thema mit den Worten Stellung:
»Ich sehe keine Bedrohung für die Deutschen durch die Polen, die im Rahmen des freieren Arbeitsmarktes hierher kommen werden. Denn unsere jungen Leute sind schon ebenso pragmatisch geworden wie die französischen, deutschen, englischen. Sie werden hierher kommen und sich nicht wohl fühlen und dann weiterziehen in die Niederlande, nach Dänemark nach England, irgendwo. Kein Problem. Sie werden sich nicht gezwungen fühlen, etwas dauerhaft zu tun, wenn sie sich nicht wohl fühlen werden.«
Die Bedeutung der modernen Wissenschaft für die Innovationen wird in Europa erkannt. Parallel ist aber auch die Bedeutung der Kultur zu sehen. Die neuen Formen und die avantgardistischen Experimente verbindet unsere jungen Leute. Hier ist die Bedeutung des deutsch-polnischen Jugendwerkes zu betonen. Die jungen Leute, die sich hier kennenlernen, sind unsere Hoffnung. In Polen lernen freiwillig zwei Millionen Gymnasiasten Deutsch. Das bedeutet, dass dies von mindestens dreimal so vielen Personen in der Familie befürwortet wird und hier die Bedeutung sehr gut verstanden wird und die sich daraus ergebenen Schritte, um sich darauf vorzubereiten.

»Wir schauen in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit. Desto schlimmer wenn es Leute gibt, unbelehrbare oder hoffnungslose Leute, in allen Ländern, bei Euch und bei uns, die nur in der Vergangenheit bleiben und sich provokativ benehmen.«

Europa erfordert aber auch Realismus und Einsicht in die Risiken

Frau Professor Rita Süssmuth erkannte während der Podiumsdiskussion das strategische Denken der polnischen Eliten an, die schon frühzeitig die Einbindung Polens in ein Netzwerk mit den östlichen und westlichen Nachbarn erkannten, um das neue Europa nach der Wende 1989 abzusichern.
Sie sah bei den Polen, dass es Dinge gibt, die eine besondere Bedeutung erlangen. »Was sie besonders elektrisiert ist eine lange Erfahrung des Nicht-Beteiligt-Seins. Wenn sie nicht handelndes Subjekt, sondern Opfer sind, dann sind sie hoch sensibilisiert wenn da wieder etwas passiert, ohne Ihre Beteiligung. Und da haben wir ja viele Beispiele. Ich fand es furchtbar, dass wir immer nur die Alliierten '89 am Tisch hatten und ich mich oft gefragt habe, wo sind da die Polen. Und es ist ja erst ganz spät gedacht worden, dass wir vielleicht auch die Polen für das Ja brauchen, das Ja zur Vereinigung Deutschlands. Einerseits wurde es vorausgesetzt, aber man ging einfach davon aus, das regeln die Alliierten, so wie es Polen immer ergangen war.

»Unser Problem ist, dass wir große Schwierigkeit haben, Kulturen zwar als verschiedenartig, aber keinesfalls als gleichwertig zu betrachten. Und solange wir immer auf die Kultur des Anderen herabschauen, und sagen, die Polen brauchen unser Hilfe, da möchte ich einfach mal antworten, wir brauchten auch die Hilfe der Polen für ein anderes Denken. Und da spielt die kulturelle Frage eine große Rolle.«

»Meine größte Sorge ist allerdings, dass wir wirklich in den meisten EU-Ländern renationalisieren, dass wir diese Europäische Union auch verlieren können. Und erst wenn sie verloren ist, wird uns klar sein, was für ein Wert von den Vorgängergenerationen erarbeitet worden ist.«

Der Moderator, Herr Basil Kerski verwies darauf, dass noch 2007 der Altbundeskanzler Helmut Schmidt darauf hingewiesen habe, dass es nicht angehe und man es sich nicht so leicht machen könne, dass man in Deutschland die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen nicht sehe. Die Deutschen leiden immer noch an einer Krankheit, kulturelle Überheblichkeit gegenüber den Polen und es fehle den Deutschen kulturelle Nähe zu ihren Nachbarn.

Wegbeschreibungen und Verantwortung für die Zukunft

Für die weitere Entwicklung der Beziehungen in Europa sah Ministerpräsidentin Kraft in ihrem Beitrag die Notwendigkeit, über die bilateralen Beziehungen hinauszugehen. Nordrhein-Westfalen arbeite bereits seit 2001 daran, mit der polnischen und der französischen Partnerregion gemeinsame Projekte insbesondere hinsichtlich der Probleme des Strukturwandels zu entwickeln. Hierin sah sie auch ein anzustrebendes Vorbild für die Zusammenarbeit auf Republikebene.

Zusammenfassend stellte sie fest: »Auf unmittelbare Kooperationen, auf Begegnungen kommt es an. Denn keine noch so gut formulierte diplomatische Übereinkunft und kein noch so umfangreicher Wirtschaftsvertrag kann die Grenzen zwischen Völkern abbauen. Der Kern unserer guten Zusammenarbeit mit unseren polnischen Freunden ist und bleibt: das Vertrauen. Und Vertrauen entsteht vor allem dann, wenn es persönliche Kontakte gibt, wenn es den freundschaftlichen Austausch Tag für Tag gibt, und wenn er gelebt und gepflegt wird.
Darum sind die vielen Projekte, die seit 1991 zwischen unseren Ländern entstanden sind, darum sind sie so außerordentlich wichtig. Etwa der Schüleraustausch, die Gespräche mit den Zeitzeugen, die Kulturbegegnungen und seit einigen Jahren immer häufiger die gemeinsamen Symposien zur Stärkung des Fachaustauschs in Wirtschaft und in Wissenschaft.

In der Podiumsdiskussion deutscher und polnischer Experten der Zusammenarbeit entwickelte Frau Professor Süssmuth grundlegende Gedanken für eine gemeinsame europäische Zukunft:
Erst im Nachbarschaftsvertrag wurde die polnische Westgrenze endlich anerkannt, obwohl es längst vorher klar war, dass diese Grenze anerkannt werden muß. »Ohne diese Grenzanerkennung, die wir immer wieder verschoben haben, hätte sich das deutsch-polnische Verhältnis nicht weiterentwickeln können.«
Wichtig ist, dass wir wirklich etwas miteinander tun. »Unsere Theorien werden umso besser, je stärker sie sich auf ein Handeln beziehen, dass wir dann auch praktizieren.« Denn man kann durchaus etwas tun, um sich besser verstehen zu lernen. Wenn sie miteinander musizieren, wenn sie miteinander Umweltprojekte erarbeiten, wenn sie miteinander in den verschiedenen Ländern Europas und außerhalb Europas studieren, dann schafft das einen neuen Stil. »Das erfahren gegenwärtig sehr stark die jungen Menschen, wir sind nicht ohnmächtig.«
Und ich wünsche mir sehr, dass Menschen erfahren, wir sind stärker als ihr annehmt.
Das zweite was ich mir mehr als Mechanismus wünsche ist, dass nicht nur die Bürgerinnen und Bürger Neues denken, sondern die politischen Eliten auch. Wenn wir immer wieder Zugeständnisse machen an den eigenen Rechtspopulismus in uns, dann kommen wir nicht weiter.« Frau Süssmuth beklagte die Wahlerfolge der rechtspopulistischen Parteien aktuell in Frankreich und in Sachsen-Anhalt und die Scheu der politischen Klasse, darüber zu reden.
Sie forderte, dass man nicht nur viele gemeinsame Projekte mit den europäischen Partnern haben solle, sondern auch wisse, warum.

Die ehemalige Beauftrage der Bundesregierung für die deutsch-polnischen Beziehungen, Frau Prof. Dr. Gesine Schwan hatte in Ihrem Beitrag Gedanken für die Gestaltung der Beziehungen vorgestellt.
In der Verständigungsarbeit nach 1945 und dann gerade in den letzten zwanzig Jahren, als es um die Erinnerungsarbeit ging, wurde es immer deutlicher zu erkennen, dass Gesellschaften keine homogenen nationalen Körper sind, sondern sehr unterschiedlich sind. Am Beispiel der Erinnerung an Bismarck machte Schwan deutlich, dass es eben keine national einheitliche Erinnerung gibt, dass deutsche Katholiken und Sozialdemokraten sich wahrscheinlich genauso ungern an Bismarck erinnern wie die Polen. Die Differenzierung im Blick auf die Geschichte dürfe nicht dazu führen, zu relativieren. Es gehe darum im Rahmen einer europäischen Erinnerung die Perspektivität der geschichtlichen Wahrnehmung bewußt zu machen. »Diese europäische Erinnerung kann kein einfaches Geschäft sein. Im Gegenteil, sie wird am ehesten gelingen, wenn man die Konflikte in den Blick nimmt. Denn nur, wenn man durch die Konflikte geht und dann auch sieht, welche verschiedenen Positionen in diesen Konflikten eingenommen worden sind, wird man zueinander kommen. Nichts wird helfen, wenn wir es so einfach glatt reden wollen.«

Ich glaube dass wir seit langem über das Bilaterale hinauskommen müssen, um zu einer echten Partnerschaftlichkeit zu erlangen. Diese Pluralisierung, die wir schon in der Erinnerung ernst nehmen müssen, ist auch die Voraussetzung dafür, dass wir uns in Europa und in der Welt verstehen. Und so möchte ich Punkte nennen, die in meiner Sicht für das deutsch-polnische Verhältnis im Geiste der Zukunft besonders wichtig sind.

»Es geht immer wieder um die Frage, ob die Gefahr besteht, die eigene nationale Identität zu verlieren.«
»Ich glaube, dass es in einer Welt in der es überall Migration gibt und in Europa weniger als in Afrika z. B., dass in einer solchen Welt, in der unsre Gesellschaften alle viel bunter werden, der Zusammenhalt um so besser geschieht, je weniger wir die, die zu uns kommen zwingen, sich von ihrer Vergangenheit zu verabschieden, je mehr wir ihnen ihre gewachsenen Loyalitäten lassen. Es ist ein Unsinn auch in der deutschen Vorstellung bei manchen, zu denken, dass Einwanderer erst dann integriert sind, wenn sie völlig vergessen haben, woher sie stammen. Das Gegenteil ist richtig. Wenn wir das mal begriffen haben, dass Identitäten die ihre Vergangenheiten einbegreifen dürfen und behalten dürfen stabil sind und sich dann auch wohl fühlen in der neuen Umgebung, daran teilnehmen und zuhause sind, wenn wir das mal begriffen haben, werden wir vieles von diesen Ängsten, dass man irgendeine Identität verabschieden muß, in unseren modernen vielfältigen Gesellschaften, verlieren.«

Ein weiterer Punkt ist die Frage der Energiepolitik. Da müssen wir uns nichts vormachen. Wir haben unterschiedliche Vorstellungen in Polen und in Deutschland von den guten, den vernünftigen, den tauglichen Quellen von Energie. Und nur wenn wir aus deutscher Sicht begreifen, wie kompliziert die Situation in Polen ist für den Energieaufwand. Und nur wenn wir umgekehrt von polnischer Seite begreifen, wie traumatisch die nukleare Energie in Deutschland ist, werden wir näher kommen zueinander. Ich glaube, NRW hätte dabei eine Chance, da hier die Frage des Kohleabbaus auch keine einfache Frage ist.
Ich glaube, die Verständigung, das sich klar machen, woher die Einstellung zu den Energiequellen herkommt und dann die technologische Zusammenarbeit ist wichtig.

Ein weiterer Punkt ist die Nachbarschaftspolitik. Wir haben eine Art Wettlauf in Europa zwischen der Nachbarschaftspolitik in Bezug auf Nordafrika und in Bezug auf Osteuropa. Es ist völlig verständlich, dass gerade Polen aus verschiedenen Gründen daran liegt, das diese Länder möglichst verlässlich demokratisch sind. Es gibt auch sehr viele Beziehungen in diese Länder. Ich glaube deshalb, dass es gut, wenn wir die eine Nachbarschaftspolitik dorthin und die Nachbarschaftspolitik gegenüber Nordafrika nicht gegeneinander ausspielen. Es hat sich so deutlich gezeigt, das auch der ganze Bereich in Nordafrika für Europa so wichtig ist. So denke ich, das für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, das sorgfältige Helfen bei der Demokratisierung der Länder, die bisher noch ausserhalb Europas sind, eine wichtige Sache ist. Ich denke, das gemeinsame Lernen, dass wir das nicht militärisch oktroyieren können, das wir aber überall über die Stärkung der Bürgergesellschaft weiterkommen, dieses gemeinsame Lernen, kann uns auch über vergangene Dissense hinweg wieder zusammenbringen.

In den letzten Wochen ist in Brüssel eine sogenannte Spinelli-Group entstanden, eine Gruppen von Politikern aus den Staaten der Europäischen Union, die alle bedauern, dass gegenwärtig eine Art Renationalisierung in der Europäischen Union stattfindet. Das zeigt, wie das Verständigen über die Probleme aus der jeweils eigenen Erfahrungen uns zusammenbringt und doch über unterschiedliche nationale Prioritäten und Erfahrungen hinweg wir dieses Projekt der Europäischen Union zusammenbringen können. Wenn wir uns bemühen so viel wie möglich zur sogenannten Win-Win Situation beizutragen und nicht sofort zu sagen, hier muß eben der Eine verlieren und dort der Andere, immer wieder neue Wege zu finden, dass alle Seiten davon profitieren können, das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Abschließend fand Frau Schwan noch sehr ernste Worte bezüglich der Innenpolitik der europäischen Staaten. Es müsse darum gehen, »das Verhältnis von Arbeit und persönlichem Leben in allen unseren Ländern sehr genau anschauen. So dass das persönliche Leben, insbesondere die Familien, die Sorge für Kinder und auch für Kranke und Ältere, also die Sorge über die Generationen hinweg ihren Ort finden kann. Da haben wir gerade im Verhältnis zu Polen oder auch zur Ukraine ein Problem, weil wir haben viele Pflegerinnen hier, die nicht so versorgt sind, wie wir uns das wünschen müssen.« »Dieses Problem müssen wir wiederum gemeinsam angehen. Wenn wir so sehen, dass die Herausforderungen uns gemeinsam betreffen, dann denke ich, wird auch unsere Gemeinsamkeit ganz sicher daran wachsen.«


Polen-Nordrhein-Westfalen-Jahr
2011/2012 führt die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen das „Polen-Nordrhein-Westfalen-Jahr“ durch. Während dieser Zeit soll der kulturelle, gesellschaftliche und politische Austausch zwischen Polen und Nordrhein-Westfalen auf möglichst breiter Basis intensiviert werden.
Eine herausragende Rolle für eine lebendige deutsch-polnische Freundschaft spielt das hohe Engagement von vielen Schulen, Vereinen, Kommunen und anderen bürgerschaftlichen Gruppen mit ihren polnischen Partnern. Auf dieses Engagement baut auch das Polen-Nordrhein-Westfalen-Jahr, indem es 2011/2012 besonders vielversprechende Projekte des bürgerschaftlichen Engagements finanziell unterstützt und öffentlichkeitswirksam darstellt.







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