Dem 1. September wird in Polen und Deutschland traditionell eine unterschiedliche Bedeutung beigemessen.
Was bedeutet der 1. September in Polen?
Seit jeher ist der 1. September in Polen der erste Schultag nach den langen Sommerferien. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum die älteren Zeitzeugen ihn noch gut in Erinnerung haben. Wir haben im Jahre 2004 in Tczew einige Zeitzeugen zu ihren Erinnerungen über das Zusammenleben von Deutschen und Polen vor dem Krieg und über die Zeit des Krieges befragt.
Wir veröffentlichen hier einen kurzen Ausschnitt aus einem der Interviews mit dem Bericht
über die persönlichen Erinnerungen an den 1. September 1939.
Im Jahre 2004 haben wir einmal versucht die Gedenkveranstaltungen zum Antikriegstag in Tczew und Witten anhand der Zeitungsberichte zusammen darzustellen:
Im Jahre 2007 konnten wir den Antikriegstag gemeinsam mit Gästen aus Tczew begehen.
Zur weiteren Information über das Thema Deutsche und Polen, Geschichte des Zweiten Weltkrieges und die Zwangsarbeit empfehlen wir einige Bücher zur Lektüre.
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Schenk, Dieter:
Wie ich Hitler Beine machte : Eine Danziger Polin im Widerstand. - München : Bertelsmann, 2003. - 288 S. ISBN 3-570-30255-5 |
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Ein Jugendroman der sich zum Teil auf die Lebenserinnerungen einer Danziger Polin stütz.
Über das Buch:
Hitler Beine zu machen, war für Ewa wie ein elftes Gebot. Sie wuchs in einer harmonischen polnischen Familie in Danzig auf, Seite an Seite mit ihrer Freundin Marianne, der Tochter einer volksdeutschen Nachbarsfamilie. Doch ab 1933 änderten sich die Verhältnisse für beide Familien grundlegend, was auch die Freundschaft der beiden Mädchen belastete. Die Machtzunahme der NSDAP unter ihrem Führer, Gauleiter Forster, brachte Juden und Polen in Danzig immer mehr in Bedrängnis. Während Mariannes Vater befördert wurde und ihr Bruder eines Tages in HJ-Uniform erschien, erlebte Ewa mit ihren Eltern und Geschwistern Diskriminierungen und Bedrohungen. Sie schloss sich den polnischen Pfadfindern an, um den Provokationen von HJ und BDM nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Am 1. September 1939, dem Tag des Kriegsbeginns, wurde Ewas patriotischer Vater verhaftet und ein halbes Jahr später im KZ Stutthof nahe Danzig ermordet. Letzte Sicherheit über den Tod des Vaters erfuhr Ewa allerdings erst 1945. Die Familie wurde aus Danzig ausgewiesen, lebte vorübergehend im Generalgouvernement nahe der russischen Grenze und schlug sich 1941 nach Warschau durch. Hier trat Ewa der geheimen polnischen Heimatarmee bei und kämpfte im Untergrund gegen die Nazis. Oft hing ihr Leben an einem seidenen Faden. Die Geschichte folgt in großen Zügen der Biografie einer heute achtzigjährigen Polin, ist aber mit anderen Zeitzeugenberichten, historischen Hintergründen, Fakten aus Dokumenten und Archivmaterial verknüpft. Der Autor verfolgt mit dieser spannend geschriebenen Erzählung, die seine Danzig-Trilogie abschließt, die Absicht, an einem Einzelschicksal deutlich zu machen, welche schleichende Entwicklung nach und nach für die Gegner des Nationalsozialismus ins Chaos führte, da man mit normalem Verstand nicht begreifen kann wie es möglich war, dass die Schergen von SS und Gestapo in drei Monaten des Herbstes 1939 im Rahmen ihres Programms zur Vernichtung der polnischen Intelligenz allein in der Region Danzig 60 000 Menschen ermordeten. Das Buch ist nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene geschrieben. LizzyNet: "Das Buch ist echt der Hammer! Es ist einfach heftig, was zu dieser Zeit passiert ist, und was dort alles abgegangen ist auf den Straßen!" kjl-online: "Was zunächst wie ein Allerwelts-Jugendroman beginnt, entpuppt sich als spannend aufgearbeitete Geschichte. Durch die verschiedenen Erzählebenen, die der Rahmenhandlung und die der Ich-Erzählung, gelingt es dem Autor Dieter Schenk spannend und dennoch authentisch über ein Stück deutscher Vergangenheit aufzuklären, ohne dabei mit dem pädagogischen Zeigefinger zu winken. Auch der Bogen in die jüngste polnische Vergangenheit ist glaubwürdig gespannt und macht das Buch zu einem, das man unbedingt lesen muss, wenn man sich mit der deutsch-polnischen Geschichte befasst." Erstauflage 6000 Exemplare ab 12 Jahre
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Schenk, Dieter:
Hitlers Mann in Danzig : Gauleiter Forster und die NS-Verbrechen in Danzig-Westpreußen. - Bonn : Dietz, 2000. - 352 S. : ca. 50 Abbildung(en) und Dok. ISBN 3-8012-5029-6 |
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Über das Buch:
Albert Forster (Jahrgang 1902), Hitlers Mann in Danzig, weckte als guter Redner sehr früh die Aufmerksamkeit Adolf Hitlers. Dieser schickte den jungen NSDAP-Anhänger zunächst als Abgeordneten in den Reichstag und im Jahre 1930 als Gauleiter in die Stadt Danzig. Skrupellos und mit organisatorischem Geschick setzte Forster die nationalsozialistischen Interessen durch: Verbot oppositioneller Parteien, Gleichschaltung des öffentlichen und privaten Lebens, Vertreibung und Vernichtung der Juden, Unterdrückung der polnischen Minderheit und Vorbereitung des Krieges. 1939 erreichte der Gauleiter den Zenit seiner Macht, die erst 1945 gebrochen wurde. Sein Leben endete 1952 am Galgen in einem Warschauer Gefängnis.
Forsters Geschichte erlaubt einen Blick hinter die Kulissen der Berliner Politik. Der Günstling Hitlers hatte jederzeit Zutritt nicht nur beim Reichskanzler, sondern auch bei anderen NS-Protagonisten, an erster Stelle bei Göring, Goebbels und Ribbentrop. "Forster war der Einzige, der Hitler sogar in der Badewanne stören durfte." (Ernst von Weizsäcker). Der Danziger Potentat war aber nicht nur ein williger Diener seines Herrn, sondern durch Eigeninitiativen in den Völkermord tief verstrickt.
Das zweite Buch der Danzig-Trilogie des Autors will nicht allein die Verbrechen Forsters dokumentieren, sondern auch die Verantwortlichen in Partei, SS, Gestapo, SD, Justiz und Verwaltung beim Namen nennen, die mit dem Gauleiter und Reichsstatthalter kooperierten, bei dem alle Fäden zusammenliefen. Die hier zusammengefassten Forschungsergebnisse zeigen, auf welche Weise nach dem Krieg in vielen Fällen eine Strafverfolgung der Verantwortlichen verhindert wurde. Für das Buch öffnete erstmals der Polnische Staatssicherheitsdienst UOP sein Archiv. Das Vorwort schrieb Prof. Dr. Witold Kulesza, Stellvertr. Generalstaatsanwalt Polens und Direktor der Warschauer Hauptkommission zur Verfolgung von NS-Verbrechen in Polen. Das Buch erschien in Polen unter dem Titel "Albert Forster - gdanski namiestnik Hitlera".
Günter Grass: "Nicht nur Ihr Buch 'Die Post von Danzig', sondern auch Ihre jüngste Veröffentlichung über den Danziger Gauleiter Forster habe ich mit Interesse gelesen. Zudem hat mir das zuletzt erwähnte Buch eine Vielzahl von Informationen vermittelt. Vielen Dank für Ihre Arbeit."
Der Tagesspiegel: "In der kriminalistisch überzeugenden Beweisführung liegt die Stärke des Buches."
SZ: "Schenk schildert sachlich und kühl. Ab und an freilich vermag auch er sein Entsetzen nicht zu verbergen."
DIE ZEIT: "Dieter Schenk hat jetzt die erste wissenschaftliche Biografie Albert Forsters verfasst. Herausgekommen ist dabei eine interessante, lesbare und lesenswerte Arbeit."
Archiv für Polizeigeschichte: "Ein Glück für uns und unsere Kinder und für unsere Nachbarstaaten, dass dieses Regime untergegangen ist. Aber wie konnte es entstehen? Das Buch gibt Antworten darauf."
Zeitschrift für Politikwissenschaft: "Detailreiches, flüssig geschriebenes Buch, für das Schenk zahlreiche Archive aufsuchte und teils bislang unbekanntes Material auswertete."
Neue Justiz: "Das Buch ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zur regionalen Verbrechensgeschichte der NS-Diktatur, sondern auch ein (weiterer) Beleg für das Versagen der westdeutschen Nachkriegsjustiz bei der Verfolgung der Täter."
Magazin Kriminalistik: "Dieses Buch bietet Lesern aller Altersstufen Gelegenheit, ihren eigenen Standort in einem Wertesystem zu überprüfen. Es ist deshalb zu wünschen, dass es in möglichst viele Hände kommt."
Das Buch wurde vielfältig auch in polnischen Medien besprochen. Lesung, Hintergrundinfo und Diskussion in der Oberstufe.
Über den Autor Dieter Schenk:
Jahrgang 1937, war in seinem "ersten Leben" Kriminalbeamter und zuletzt als Kriminaldirektor in der Stabsstelle Interpol des Bundeskriminalamtes tätig. Er war jahrelang Berater des Auswärtigen Amtes in Fragen der Sicherheit des diplomatischen Dienstes und bereiste in dieser Funktion über 60 Staaten auf allen Kontinenten, zumeist Diktaturen, Folterregime oder Bürgerkriegsstaaten.
1989 schied er auf eigenen Antrag aus dem Polizeidienst aus. Als freier Publizist spezialisierte er sich auf Themen der Inneren Sicherheit, der Menschenrechte und des Nationalsozialismus, die für ihn einen inneren Zusammenhang aufweisen.
Schenk ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises Polizei bei amnesty international, war bis 2001 Mitglied der Kritischen Polizisten und arbeitet im Vorstand des gemeinnützigen Vereins Business-Crime-Control (BCC).
Seit mehr als zwanzig Jahren schreibt Schenk Romane, Biografien, Jugendbücher, Sachbücher, Kurzgeschichten, Hörspiele, Fernsehdrehbücher, Rezensionen und politische Gastkommentare in überörtlichen Tageszeitungen. Anfangs war das Schreiben für ihn ein Ventil, Konflikte mit dem Polizeiberuf zu verarbeiten. Bekannt wurde Schenk durch den Tatsachenroman BKA - Die Reise nach Beirut. Für sein Buch Die Post von Danzig - Geschichte eines deutschen Justizmordes wurde er in Polen und in Deutschland mehrfach mit Auszeichnungen geehrt.
1993 begannen Schenks Forschungen auf dem Gebiet des Nationalsozialismus mit Schwerpunkt Polen. Seit 1998 ist er Honorarprofessor der Universität Lodz mit einem Lehrauftrag für Geschichte des Nationalsozialismus.
Im Jahre 2002 ernannte ihn die Stadt Danzig zum Ehrenbürger. Die Humanistische Union verlieh ihm im Jahre 2003 den Fritz-Bauer-Preis.
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Böhler, Jochen:
Auftakt zum Vernichtungskrieg : Die Wehrmacht in Polen 1939. - Frankfurt am Main : Fischer, 2006. - 278 S. ISBN 3-596-16307-2 |
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Über das Buch:
Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 ist in der bisherigen Forschung irrtümlicherweise als Wasserscheide zwischen einer herkömmlichen deutschen Kriegsführung und dem Vernichtungskrieg im Osten interpretiert worden. In Wirklichkeit wies bereits der erste kurze Einsatz der Wehrmacht alle wesentlichen Merkmale des Vernichtungskrieges auf: Die Wehrmacht erschoss dort im großen Stil Zivilisten und Kriegsgefangene, und sie kooperierte mit den Einsatzgruppen im Rahmen der Befriedung der eroberten Gebiete und der Ermordung und Vertreibung der polnischen Juden. Proteste einzelner Militärs nach Abklingen der Kampfhandlungen vermögen nicht darüber hinwegzutäuschen, dass wesentliche Konstituenten der nationalsozialistischen Volkstumspolitik bereits im Spätsommer 1939 mit der Wehrmacht abgesprochen und mit ihrer Hilfe in die Tat umgesetzt wurden. Die auf dem polnischen Kriegsschauplatz gesammelten Erfahrungen dienten im Vorfeld des deutschen Angriffes auf die Sowjetunion als Raster sowohl für die Verabschiedung der verbrecherischen Befehle als auch für die einvernehmliche Regelung der Verwendung der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei. Daher bildete nicht der Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941, sondern vielmehr der erste Einsatz der Wehrmacht in Polen im September 1939 den Auftakt zum Vernichtungskrieg.
Zum Gegenstand der hier vorgelegten Untersuchung hat der Autor auch einen Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht:
"Am Leben blieb niemand". Landser im Machtrausch: Der deutsche Vernichtungskrieg begann schon 1939 in Polen, in: DIE ZEIT, 8. Juni 2006
Über den Autor Jochen Böhler:
Geb. 1969 in Rheinfelden. 1993-1999 Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Ethnologie und Volkswirtschaft in Köln. 2000 Graduiertenstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen. Seit Oktober 2000 Projektmitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau. Juli-August 2004 Charles H. Revson Fellow am Center for Advanced Holocaust Studies des United States Holocaust Memorial Museum in Washington. Dezember 2004 Promotion an der Universität zu Köln bei Prof. Dr. Jost Dülffer. Anerkannter Fellow am International Institute for Holocaust Research bei Yad Vashem - The Holocaust Martyr's and Heroes' Remembrance Authority März-Juni 2007.